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Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September 2019

Blick auf’s Blaue Land vom Walchenseekraftwerk

Walchensee, 7.9.2019 - Uniper Kraftwerke betreibt allein in Bayern rund 100 Wasserkraftwerke an Isar, Lech, Donau und Main. Das Walchenseekraftwerk aber gehört bestimmt zu den am schönst gelegenen Anlagen. Wie in den vergangenen Jahren nimmt das 1924 fertiggestellte und heute noch betriebene Walchenseekraftwerk am Tag des offenen Denkmals teil. Besonderes Highlight sind die nur an diesem Tag für Besucher möglichen Auffahrten zum Wasserschloss mit dem tollen Ausblick über Kochelsee und Alpenvorland. Jährlich können rund 1.500 Gäste an dem Tag des offenen Denkmals zwischen 9.00 Uhr und 16:00 Uhr eine Fahrt mit der Standseilbahn entlang der Rohrbahn ergattern.

Die Bergwacht Kochel wird ihre Fahrzeuge präsentieren und bei gutem Wetter eine Kletterwand aufbauen. Mit von Partie wird auch die Feuerwehr Kochel mit einem Einsatzfahrzeug sein und - falls es das Wetter zulässt - Wasserspritzen und Biertragel-Klettern anbieten. Zusätzlich wird es an diesem Tag ebenfalls nur bei schönem Wetter eine Hüpfburg im Kraftwerkshof geben. Die musikalische Unterhaltung übernimmt dieses Mal die Blaskapelle aus Krün, die um 9.00 Uhr auch die erste Fahrt mit der Standseilbahn zum Wasserschloss begleiten wird. Selbstverständlich ist das Infozentrum mit seinen interaktiven Modellen, den interessanten Kurzfilme und informativen Tafeln von der Technik der Wasserkraft bis hin zur Baugeschichte des Walchenseekraftwerks von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr für die Besucher geöffnet. Auch die „Kathedrale der Technik“ – die imposante Maschinenhalle mit den acht Maschinensätzen wird geöffnet sein.

Für ein ausgewähltes Angebot von Brotzeiten, Mittagstisch sowie Kaffee, Kuchen und Eis sorgt auf dem teilweise überdachten, großzügigen Vorplatz des Infozentrums das Team der Oskar von Miller – Einkehr am Kraftwerk.

Seit 1924 Erneuerbare Energie aus der Kraft des Wassers

Es liegt am Kochelsee, heißt aber Walchenseekraftwerk. Denn es ist die Kraft des Walchenseewassers, die am 200 Meter tiefer gelegenen Kochelsee die Turbinen antreibt. Am 26. Januar 1924 war es erstmals soweit: Das Walchenseekraftwerk lieferte Strom in das öffentliche Netz. Seither wird der natürliche Höhenunterschied zwischen dem Walchensee und dem Kochelsee zur kohlendioxidfreien Gewinnung von Strom genutzt. Mit einer durchschnittlichen Jahreserzeugung von 300 Millionen Kilowattstunden (kWh) ist es noch heute eines der größten Speicherkraftwerke Deutschlands und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Deckung des Strombedarfs. Am eindrucksvollsten sind die sechs parallelen Druckrohre, die von einem Ausgleichsbecken im Hang, dem sogenannten „Wasserschloss“ zu der rund 200 Meter tiefer gelegenen Maschinenhalle führen. Dort treibt das Wasser insgesamt acht Maschinen an: Vier Francis-Turbinen von je 18 Megawatt (MW) Leistung. Diese liefern Strom für das öffentliche Netz. Weiter hinten in der imposanten Maschinenhalle befinden sich 4 Pelton-Freistrahl-Turbinen von je 13 MW. Diese erzeugen ausschließlich Strom für die Deutsche Bahn. Da der Strombedarf während des Tages erheblich schwankt, kommt die Anlage vor allem zum Ausgleich des schwankenden Strombedarfs zum Einsatz. Wird mehr Strom nachgefragt, bringen die Maschinen sofort Höchstleistung.

Auch wenn etwa die Stromeinspeisung aus Sonne und Wind schwankt, gleicht das Walchenseekraftwerk aus und sorgt so für die Integration der modernen Erneuerbaren Energien in die bedarfsgerechte Stromerzeugung. In Ingenieurskreisen gilt das Walchenseekraftwerk als technische Pionierleistung. Jährlich rund 100.000 Gäste aus der ganzen Welt machen das Kraftwerk auch zu einem der meistbesuchten Kraftwerk Deutschlands.

Einmalige Ingenieurleistung legt Basis für nachhaltige Stromerzeugung

Die Idee zum Bau eines Kraftwerks war bereits 1897 entstanden als die Ingenieure Schmick, Jaquel und von Donat erste Pläne für eine Nutzung des Höhenunterschieds von Walchensee und Kochelsee zur Stromerzeugung ausarbeiteten. 1909 schrieb die bayerische Regierung einen Wettbewerb aus, bei dem sechs von 31 Entwürfen prämiert wurden. Es gab auch Zweifel, ob der Strom aus dem Walchenseekraftwerk überhaupt Abnehmer finden würden. Doch Bayern verfügte über wenig Kohle. Daher regte Ingenieur Oskar von Miller bereits 1911 an, generell auf die Wasserkraft „ die weiße Kohle“, zu setzen, um Strom zu gewinnen. Einzelne Kraftwerke sollten über ein umfassendes Hochspannungsnetz ganz Bayern, aber auch die Bahn, mit Strom aus Wasserkraft versorgen. Am 21. Juni 1918 beschloss der Bayerische Landtag schließlich den Bau des Walchenseekraftwerks – so wie es von Miller geplant und vorgeschlagen hatte.

Der Bau des Walchenseekraftwerks war für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg eine Meisterleistung. Über 2.000 Arbeiter und Ingenieure fanden Brot und Arbeit. In dem sehr dünn besiedelten Gebiet - Kochel hatte damals rund 1600 Einwohner - gab es zunächst so gut wie keine Straßen oder Wohnungen für die Beschäftigten. Unter unvorstellbaren Mühen mussten die Arbeiter schwerste Bauteile wie Rohre, Turbinen und Generatoren herbeischaffen. Im Winter war das Baumaterial teilweise nur mit Schlitten zu befördern. Schwere Teile für die acht Maschinensätze kamen per Bahn nach Kochel. Über eigens verlegtes Gleis wurde sie zu einer Hafenanlage am Ufer gebracht. Von dort aus ging es per Schiff weiter zur Baustelle. Insgesamt wurden 40.000 Kubikmeter Fels und lockeres Material zum Teil mit Pickel und Schaufel bewegt. Durch die Besetzung im Ruhrgebiet und Streik im Herstellerwerk verzögerte sich auch die Montage der sechs rund 400 Meter langen Druckrohre. Sie wurden in Abschnitten von acht Meter Länge geliefert und vor Ort vernietet. Erst Anfang August 1925 trugen sich der damalige Reichspräsident von Hindenburg und der bayerische Ministerpräsident Dr. Held anlässlich der offiziellen Feier ins Gästebuch ein.

Fotos: Archiv, Uniper Kraftwerke


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