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SERIE: Die wilde Isar und ihre Schätze - Teil 2

Vom geheimnisvollem Treiben an Bayerns einzigartigem Wildfluss

Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, 12.9.2019 - Wer weiß, was ein „Duinschädl“ ist? Wer kennt die heimliche Schlingnatter? Als einer der letzten Wildflüsse Deutschlands bietet die Isar einen einzigartigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten – gerade auch solche, die vom Aussterben bedroht sind. Wie der flinke Flussregenpfeifer mit seiner „Zorromaske“.

Von ihrem Ursprung im Karwendel bis zur nördlichen Landkreisgrenze bietet die Isar ein reiches Mosaik an Lebensräumen. Deshalb wurde die gesamte Wildflusslandschaft als Landschafts- oder Naturschutzgebiet ausgezeichnet. „Wir alle sind dazu aufgerufen, diesen besonderen Naturraum und seine Artenvielfalt zu bewahren“, so der Appell von Landrat Josef Niedermaier.
 
Mit dem Beitrag „Die wilde Isar und ihre Schätze“ laden wir Sie ein, das geheimnisvolle Leben der Tiere am und im Fluss. Lernen Sie die seltenen Pflanzengesellschaften der Alpenschwemmlinge und Trockenrasen kennen und erfahren Sie, wie jeder mit etwas Rücksicht dazu beitragen kann, diese Juwelen der Natur zu erhalten.


Der seltene Flussuferläufer verlangt Rücksicht

Auf und nieder bewegt sich der Bürzel, sein Ruf ist schrill, klingt beinahe so wie bei einem Welpen. Na, würden Sie ihn erkennen? Die Rede ist von einem Schnepfenvogel, dem vom Aussterben bedrohten Flussuferläufer. In Bayern steht er auf Stufe 1 der Roten Liste. Was viele Naturfreunde nicht wissen: An der oberen Isar kann man den bis zu 20 cm großen Vogel von April bis Oktober beobachten. Er fliegt knapp über der Wasseroberfläche und ruft dabei ziemlich schrill, was fast ähnlich klingt wie wenn ein ganz junger Hundewelpe bellt.

„Es sieht schon ein bisschen lustig aus, wenn der Vogel schwanzwippend die Wasserkante auf der Suche nach Nahrung abläuft“, erklärt Joachim Kaschek, Fachkraft für Naturschutz im Landratsamt und Kenner der Tier- und Pflanzenwelt an der Isar. „Wenn der Vogel dann noch einen weißen Bauch hat und Spinnen, Insekten kleine Krebstiere und Weichtiere mit dem Schnabel aus dem flachen Wasser pickt, dann handelt es sich ziemlich sicher um einen Flussuferläufer.“

Nicht nur der Name des Flussuferläufers ist dem Flussregenpfeifer ähnlich, auch der Lebensraum: Beide lieben naturnahe, freifließende Flüsse mit Kiesbänken. Der Flussuferläufer bevorzugt allerdings Kiesbänke, die bereits leicht mit Gräsern und Sträuchern bewachsen sind. Blanke Kiesflächen und zu dichtes Gehölz werden als Brutplatz eher gemieden. Nach etwa drei Wochen Brutzeit beginnend im Mai schlüpfen die Jungen und sind wiederum nach drei Wochen flügge.

Die Isar im Bereich zwischen Krün und Pupplinger Au gilt als wichtigstes Vorkommen dieses seltenen Vogels an einem alpinen Wildfluss. Am meisten gefährdet den Flussuferläufer der Lebensraumverlust verursacht durch die Begradigung von Flüssen und dem Einbau von Querbauwerken. Dadurch sind für ihn geeignete Brutplätze an den meisten bayerischen Gewässern verschwunden. Auch an der oberen Isar sind die geeigneten Brutplätze rar geworden. Oberhalb des Sylvensteinspeichers ist es das fehlenden Wasser in der Isar, so dass es Fressfeinde leicht haben den Brutplatz zu erreichen. Unterhalt des Speichers ist es vor allem die Eintiefung durch fehlendes Geschiebe und die Konzentration des Flusses auf ein enges Gerinne auf langer Strecke. Dadurch sind geeignete Brutplätze rar gesät.

Kiesbrüter profitieren

Durch die Verpflichtung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie die Gewässer in einen ökologisch guten Zustand zu bringen, sind vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim eine Vielzahl von Maßnahmen geplant, die nicht nur den Fischen nutzen werden, sondern von denen auch die Kiesbrüter profitieren können. Dazu gehören der Rückbau bestehender Uferverbauung wie zuletzt an der Bibermühle erfolgreich durchgeführt, die Anbindung von Seitenarmen an den Fluss und die Einbringung von Geschiebe unterhalb des Speichers zur Verbesserung des Defizits.

Dem entgegen steht allerdings das Freizeitverhalten des Menschen: „Wenn zu viele Erholungssuchende sowohl auf als auch am Wasser unterwegs sind, geben manche Flussuferläufer ihren Brutplatz auf, noch bevor sie die ersten Eier gelegt haben“, erklärt Joachim Kaschek. „Manchmal verlassen aufgeschreckte Elternvögel das Nest für einen zu langen Zeitraum. Je nach Witterung können so die Eier auskühlen oder überhitzen. Zum Schutz des Flussuferläufers ist es deshalb wichtig, Kiesbänke und Neststandorte nicht zu betreten und auch nicht mit Booten anzufahren.“ Solche Vogelschutzbereiche sind mit Schildern markiert und dürfen von Erholungssuchenden nicht betreten werden. Eine Regelung, die nicht erst seit dem Erlass der Bootfahrverordnung gilt.

Fotos: Hans-Joachim Fünfstück, Tunka LBV

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