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Temenos-Familienhaus in Gelting

Ein schützender Raum zur Entfaltung

Von Andrea Weber

Gelting, 19.6.2020 – Es war Freitag der 13. März. Der Temenos feierte in der Kulturbühne Hinterhalt ausgiebig das fünfjährige Bestehen seines FamilienHauses an der Buchbergerstraße in Gelting. Es gab eine Kunstausstellung mit gemalten Bildern der Kinder und eine Feier der Eltern bis in den Abend hinein. Das war kurz vor dem Lockdown. Jetzt erst kommt wieder Leben ins Haus. Die Krippen-, Kindergarten- und Hortkinder kehren nach Wochen der Schließung durch die Corona-Pandemie nach und nach zurück.

Freilich nur unter strengsten Hygiene- und Abstandsregeln. Im eingeschränkten Betrieb beginnt ein neuer Alltag in dem Holzständerhaus mit dem bunten Temenos-Schriftzug am Gartenzaun. „Temenos“ ist ein Wort der Antike und steht für einen schützenden Raum zur Entfaltung, Entdeckung und Erforschung. Seit 1988 gibt es die von einem gemeinnützigen Verein getragene Einrichtung in Wolfratshausen. Es gab Höhen und Tiefen und mehrere Umzüge. Ab 2012 war der Kindergarten in Containern in Geretsried untergebracht. Eine Übergangslösung. Dann stellte die Stadt Geretsried dem Verein auf Erbpacht das Grundstück in Gelting zur Verfügung. 2014 war der erste Spatenstich für den rund zwei Millionen teuren Neubau. Die Kosten stemmt der Verein durch Spenden und Beiträge. Der Name „FamilienHaus“ ist Programm. „Bei uns können die Eltern mitwirken und mitgestalten“, erklärt die pädagogische Leiterin Chiara Stoeckle. Zum Beispiel lesen Großväter vor. Eltern hospitieren. Im Sommer wird gegartelt und im Winter, sofern notwendig, Schnee geräumt. „Unser Haus lebt von der Begegnung und Beziehung zueinander“, sagt Stoeckle.

Fünfzehn festangestellte pädagogische Mitarbeiter betreuen 40 Kindergartenkinder im Alter von drei bis sechs Jahren. Sechzehn Grundschüler und -schülerinnen kommen täglich nach der Schule in den Hort. In der Krippe werden achtzehn Kleinkinder im Alter ab 15 Monaten in zwei Gruppen umsorgt. Im Familienhaus wird gebastelt, gespielt, musiziert und getobt. Im Flur stehen Rollbretter. Tim macht vor, wie man mit einem Schubs auf Knien durch die Gänge saust.

Neues Projekt: Kindgerechte Gartengestaltung

Von Dienstag bis Donnerstag haben die Kinder die Wahl mit den Erzieherinnen in den Wald zu gehen oder im Haus zu bleiben mit dem umliegenden Garten. Die bisher ungenutzte Böschung am Haus wird gerade zum kindgerechten Spielen umgestaltet. 80.000 Euro kostet das Projekt. Mit 25.000 Euro beteiligt sich die Stadt Geretsried an den Kosten. Eine riesige Holzlibelle zum darauf herumkraxeln liegt am Hang, wie zum Start bereit – „ins Leben“ könnte man symbolisch interpretieren. Das Rieseninsekt hat ein Vater, ein Bildhauer, für das Familienhaus gespendet, verrät Stoeckle. Bei einem Rundgang durch das lichtdurchflutete TemenosFamilienHaus wird deutlich: Hier ist ein freier und zugleich geschützter Raum für Kinder, in dem sie lernen, Erfahrung sammeln und sich entfalten können.

Im Sommer wird es einen Wechsel im Vereinsvorstand und in der Leitung geben. Dr. Eva-Maria Trost-Groß und Chiara Stoeckle verabschieden sich schweren Herzens nach vielen Jahren. Das FamilienHaus freut sich auf Bettina Calliari, die neue pädagogische Leitung ab September 2020.

Fotos: Andrea Weber


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