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Woher kommt eigentlich das Isarwasser?

Eine kleine Anekdote zum Ursprung der Isar im Karwendel

Von Andrea Weber 

Weit hinten im Hinterautal im Karwendel sprudelt es unaufhörlich aus dem Bodenbewuchs. Millionen von Wassertröpfchen schieben nach, wollen ans Tageslicht, dem dunklen Erdreich entfliehen. Sie vereinen sich, werden vom Bächlein zum Bach und bald darauf zum ungestümen Fluss. Er bekommt einen weiblichen Namen und nennt sich die Isar. Auf das noch junge Gewässer wartet das erste große Abenteuer. Längst hat der Fluss an Fahrt zugelegt und bremst schon bald darauf zwischen Mittenwald und Krün abrupt ab. Für einen Moment ist Zeit im Krüner Isarstausee zu verweilen. Dann geht die Reise weiter. Während der eine Teil zum Sylvensteinspeicher fließt und aus Besagtem als Isarlauf seinen weiteren Weg bis zur Donau fortsetzt, fließt der andere Isarteil durch das Laufwasserkraftwerk in Krün. Von dort im offenen Kanal gebändigt, einmal brav die Bundesstraße 11 unterquert, verschwindet die Isar schon bald bei Wallgau ins dunkle Tunnelloch, um am Sachensee wieder aufzutauchen. 3,9 Kilometer lang geht es nun im Druckstollen weiter, um am Ende durch die Turbinen des Speicherkraftwerkes in Obernach in den Walchensee gepresst zu werden.

Das gleiche Schicksal ist dem Rißbach auferlegt. Ganz Ähnliches macht auch er auf seinem Weg zum Walchensee durch. Der Wildbach kommt aus dem Karwendelgebirge, sammelt im Ahornboden in der Eng kleine Bäche auf und verschwindet bei der Oswaldhütte, an der Straße von Vorderriß nach Hinterriß, in einen sieben Kilometer langen Stollen unters Erdreich. Durch das Speicherkraftwerk bei Niedernach vermischt er sich mit der Isar und wird zum Walchensee mit 200 Metern Tiefe.

Schön wäre es, könne man hier nun bleiben. Aber die Macht des Wasserschlosses an der Nordseite des Kesselberges ist unerbittlich. Es zieht das Walchenseewasser in sein 10.000 Kubikmeter fassendes Ausgleichsbecken, um das Wasser bei Bedarf über sechs Rohre 200 Meter tief in den Schlund der Kraftwerksturbinen, unten am Kochelsee, rauschen zu lassen. Ordentlich gerührt und geschüttelt fließt der ehemalige Rißbach und die Isar, jetzt als Walchensee, hinten wieder raus und nennt sich ab sofort Kochelsee. Ruhe kehrt ein und glatt wie ein Spiegel liegt der See da, gleich unterhalb des Kesselbergs und Herzogstands. Das erste Abenteuer hätten die beiden Gebirgsbäche nun überstanden.

 

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