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Holzradbauer Uwe Henrich im Porträt

Wolfratshauser baut E-Bike aus Eichenholz

Von Andrea Weber

Wolfratshausen, 30.8.2020 – Man fragt sich schon, wie ein Mensch bloß auf die Idee kommt, ein E-Bike aus Eichenholz zu konstruieren? Ein Jahr hat der studierte Maschinenbau-Ingenieur Uwe Henrich aus Wolfratshausen in seiner Hobbywerkstatt getüftelt. Die Jungfernfahrt seines ökologisch wertvollen Zweirads hat sich bewährt: Das Holzbike lässt sich sicher und gut durch Wald und Wiesen steuern.

Uwe Henrich ist leidenschaftlicher Radsportler. In jungen Jahren hat er per Pedes rund 6000 km jährlich auf das Tacho seines Rennrades gebracht. Heute will es der 58-Jährige gemütlicher angehen. E-Bikes haben Hochkonjunktur. Doch bei der Investition eines solchen Hightech-Fahrrads sind je nach Material und Technikausstattung nach oben keine Grenzen gesetzt. „Also dachte sich Uwe Henrich: „Das baust Du einfach selbst.“ Gesagt, getan.

Alles aus Holz

Buche ist nicht elastisch genug. Nadelhölzer seien nicht stabil genug, verrät der Holzrad-Erfinder. Schließlich konzipierte Henrich sein Vehikel aus Eichenholz und Baumarktleisten in einer Art Sandwichtechnik, die verhindern soll, dass sich der Rahmen verzieht oder windet. Bis auf Sattel, Tretlager, Schaltung und Speichen ist alles aus Holz gefertigt. Akku, Licht und diverse Bedienelemente sind mit Echtholz verkleidet. 

Uwe Henrich wurde im Odenwald geboren. Über den Job bei Burgmann kam er 2009 mit Familie nach Wolfratshausen. Heute ist er freiberuflicher Berater für Managementsysteme. 

Schon als Kind habe er gerne gebastelt zum Leidwesen seiner Mutter, erinnert sich Henrich. Das Schlafzimmer war die Werkstatt, unterm Ehebett das Werkzeug- und Materiallager. „Ich muss immer etwas bauen.“ Sport und Technik in Verbindung zu bringen, das ist sein Steckenpferd. Das Biken mit Motor hingegen „ein reiner Genuss in den Abendstunden durch die Felder zu fliegen“, sagt der Tüftler. E-Bikes, je nach Ausführung, kosten im Schnitt 2500 bis 3000 Euro. Henrichs Eigenbau schlug dagegen gerade mal mit der Hälfte aufs Portemonnaie, wobei der Akku mit rund 800 Euro das Teuerste war, und das Eichenholzmaterial für den Rahmenbau lapidare 80 Euro im Baumarkt kostete.

Nächster Prototyp in Planung 

Uwe Henrich ist inzwischen schon am nächsten Prototyp dran. „Mich interessiert, wie weit man ein E-Bike aus Holz tatsächlich so gestalten kann, dass es in Serie gehen könnte.“ Sein erstes Modell war noch reine Handarbeit mit Hobbywerkzeugen. Nun hat der gelernte Maschinenbauer in ein CAD-System und eine kleine CNC-Fräse investiert und sich schon der nächsten Herausforderung gestellt: „Ich baue den Akku selbst und entwickle eine elektronische Schaltung, die erkennt, wann sie in den nächsten Gang schalten muss“, verrät der Bastler. Dem Ingenieur ist halt nichts zu schwör.  

Fotos: Andrea Weber


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