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Melanie Denk: Ammerlands erste Feuerwehrfrau bricht Barrieren und inspiriert

Eine junge Pionierin begeistert als erste Feuerwehrfrau in Ammerland

Von Benjamin Engel

Münsing, 28.06.2024 – Die 16-jährige Melanie Denk hat es als erste Frau seit dem Zweiten Weltkrieg geschafft, sich in der Ammerlander Feuerwehr zu behaupten. Ihre Motivation und ihr Charisma sind dabei ihre größten Stärken.

Noch bevor das Gespräch beginnt, bietet die 16-jährige Melanie Denk etwas zu trinken an und antwortet auf jede Frage offen und locker. Diese Selbstverständlichkeit und Freundlichkeit hilft ihr sicher bei den Kunden, die sie in der Ammerlander Bäckerei Graf bedient. Selbstbewusst und kontaktfreudig wirkt Melanie Denk. „Mir macht es großen Spaß, mit den Leuten zu interagieren“, sagt die Schülerin, die in dem Betrieb jobbt, obendrein im örtlichen Segelclub sowie im Münsinger Volleyball-Freizeitteam aktiv ist. Das reicht, um ausgelastet zu sein. Und doch wollte Melanie Denk mehr und ist seit März dieses Jahres die erste Feuerwehrfrau seit dem Zweiten Weltkrieg in Ammerland. „Ich hatte Lust, die Männer aufzumischen“, sagt die Jugendliche und winkelt scherzhaft den linken Arm an, so wie Popeye, wenn er seine Muskeln nach einer Portion Spinat präsentiert.

Im Umgang wirkt die Gymnasiastin immer selbstbewusst und gewohnt, sich durchsetzen zu können. „Ich bin nicht ganz schüchtern“, sagt die Zehntklässlerin. Diese Entschlossenheit braucht es sicher, um sich in einer langjährigen Männerdomäne zu behaupten. Schließlich ist Denk die erste Feuerwehrfrau unter 53 männlichen Mitgliedern und obendrein die jüngste. Dass es den ein oder anderen gab, der anfangs skeptisch war, hat sie gemerkt. Insgesamt fanden es aber alle cool, dass sie mitmachte, sagt Denk. Ernsthaft blöde Kommentare habe sie nicht erlebt. Das liege womöglich an ihrer Persönlichkeit. Wenn sie in der Bäckerei arbeite, ratsche sie immer gerne ein bisschen mit den Kunden. Viele Feuerwehrmitglieder hätten zudem dort eingekauft, auch weil das alte Gerätehaus nur wenige Meter schräg gegenüber dem Betrieb der Familie Graf auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht.

Kein Unterschied zwischen Jungs und Mädels

Viele Ammerlander kennen daher Melanie Denk. Trotzdem hat sich die Jugendliche anfangs etwas zurückgehalten, wenn sie zu den monatlichen Übungen der örtlichen Feuerwehr am ersten Mittwoch des Monats ins alte Gerätehaus an der dortigen Hauptstraße ging. „Ich spreche ja auch noch Hochdeutsch, dreiviertel der Mitglieder aber bayerisch“, sagt sie. Einen Unterschied zwischen Jungs und Mädels merke sie eigentlich gar nicht. Sofort ruft sie einen Kollegen an, als es darum geht, sie für ein Foto in Einsatzkleidung zu zeigen. Denn eine eigene hat Denk noch nicht, muss sich immer eine in vergleichbarer Größe ausborgen, wenn sie zu den Übungen geht. Also fragt sie kurzerhand nach, ob es in Ordnung sei, für die Aufnahme die Einsatzkleidung des Kollegen anzuziehen. Dass sie darf, ist nach wenigen Sätzen geklärt.

Warum will eine 16-jährige Schülerin zur Feuerwehr?

Ihre Großeltern sind nach Ammerland gezogen. Ihre Mutter stammt aus dem Dorf. Von München ist Melanie Denks Familie – sie hat noch zwei Schwestern – vor etwa eineinhalb Jahrzehnten nach Ammerland gezogen. Als ihr Vater kürzlich ebenfalls in die Dorffeuerwehr eintrat, kam die Idee auf, es ihm gleichzutun. Außerdem waren ihr Cousin, eine Tante und ein Onkel ebenfalls in Feuerwehren aktiv gewesen. „Erst habe ich in der Familie nur gescherzt, dass ich die erste Feuerwehrfrau in Ammerland werde“, sagt die 16-Jährige. Im März dieses Jahres habe sie dann die Mitgliedschaft beantragt und sei wenige Tage später im April zu ihrer ersten Übung gegangen. Die finden in Ammerland immer am ersten des Monats statt. In ein- bis eineinhalb Stunden wird entweder praktisch ausprobiert, wie die unterschiedlichen Löschspritzen funktionieren oder Theorie besprochen. Es sei etwa schon darum gegangen, wie sich ein Feuer ausbreite, sagt Denk. Anschließend werde gegrillt und gemeinsam gegessen.

Ein neues Zuhause für die Feuerwehr

Dieses für den Zusammenhalt wichtige Sozialleben wird schon bald im neuen Haus für die Ammerlander Feuerwehr und den örtlichen Schützenverein Edelweiß am östlichen Dorfeingang beim Kapellenweg stattfinden. Am letzten Juniwochenende weihen die Mitglieder der beiden Vereine das Gebäude mit einem viertägigen Fest ein. Dann wird es für die Ammerlander Feuerwehrleute auch nach Geschlechtern getrennte Sanitärräume geben. Im alten Gerätehaus gibt es dagegen nur eine Toilette. „Das war aber kein Problem“, sagt Denk. Zum Festzug am 30. Juni wird sie dann erstmals mit ihrer Ausgehuniform mitlaufen. Denn die hat sie im Gegensatz zur Einsatzkleidung bereits. Jetzt hofft sie nur noch, dass bald weitere Frauen zur Ammerlander Feuerwehr stoßen. Das würde auch der Feuerwehrvorsitzende Martin Döhla gut finden, der glücklich ist, dass die Ammerlander Männerdomäne endlich durchbrochen ist. Dafür wurde es aus seiner Sicht endlich Zeit.

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