Das Magazin für das Bayerische Oberland

Oberland.de Buch-Vorstellung 

Berggeistersagen von A bis Z

Aus den bayerischen und tirolerischen Alpen von Karl-Heinz Hummel, illustriert von Bernd Wiedemann

Rezension von Andrea Weber

Oberland, 9.12.2020 - Autor Karl-Heinz Hummel hat in diesem Buch „Berggeistersagen von A bis Z“ eine Sammlung alter und überlieferter Geschichten von bekannten und weniger bekannten umtriebigen Gestalten aus dem bayerischen, tirolerischen und südtirolerischen Alpenraum zusammengetragen, erschienen im Allitera Verlag. Mit Illustrationen von Bernd Wiedemann. Es ist ein Buch für die heimelige Winterzeit, wenn es früh dunkel wird, man bei Tee und Kerzenlicht gerne an die raue Bergwelt denkt. Die Geschichten haben einen sagenumwobenen Charme und auch ein bisschen von dieser schaurig-schönen Unheimlichkeit.

„Uralte Zirben stehen knorrig im kiesigen Grund und verströmen ihre beruhigenden Düfte. Der Bergwind zieht rotzfrech herauf und frisiert den Latschen die Wimpern.“ Man kann beim Lesen die Düfte riechen und den Windhauch spüren. Karl-Heinz Hummel hat einen wunderbar plakativen und zugleich humorvollen Schreibstil, in den man sich gerne einlässt und dabei Bilder entstehen. Etwa eine Alm, die im Schnee versinkt. Ein steiler Steig, der durch den dunklen Bergwald zum Gipfel führt. In seinem Vorwort beschreibt der Autor die Begegnung eines „grauen Mandl mit faltigem Gesicht und Lodenumhang mit Kapuze“, als er in den 1980er-Jahren bei einer Wanderung in den Zentralalpen in einer Hirtenunterkunft angeblich einem „Venedigermandl“ begegnete. Ob das nun seine eigene Berg-Sage ist oder der Wahrheit entspricht, das überlässt der Autor dem Leser als eigene Interpretation. Jedenfalls war diese Begegnung für Hummel der Beginn seiner Berggeistergeschichten-Sammlung. „Zu Hause angekommen habe ich eine Abschrift verfasst. Jahrelang habe ich dieses Büchlein wie einen Schatz gehütet. Den Sagen und Geschichten bin ich nachgegangen. (…). Aus den alten Aufzeichnungen und meiner Freude am Weiterschreiben, Fabulieren, Dazudichten ist dieses Buch entstanden“.

Wetterhexen, Wolpertinger und Wegscheidweiberln

Die Geschichten aus Hummels Sagenbüchlein sind alphabetisch sortiert und umfassen teils nur eine halbe bis größtenteils zwei bis drei Seiten Länge, gerade richtig für eine Abendlektüre vor dem zu Bett gehen. Und so kann man die in sich abgeschlossenen Erzählungen von „A“ wie Almgeister bis „W“ wie Wetterhexen, Wolpertinger und Wegscheidweiberln nach eigenem Gusto auswählen. Es sind Erzählungen aus dem Brixental, aus dem bayerischen Oberland und gar solche, die von den Alpen bis in die Pyrenäen und in den Himalaya weiter überliefert wurden. Zum Beispiel erzählt eine Sage aus dem Leitzachtal, „wie weit die Hexen über den europäischen Kontinent verstreut leben“. Eine andere Kurzgeschichte von ein paar Zeilen erläutert, wie die Irrlichter auf dem Irschenberg entstanden sind. Auch erfährt man, dass die Almbauern den Milch- und Schmalzhexen die Schuld geben, wenn das Buttern nicht gelingt. Hummels Sammlung der Berggeistersagen von A bis Z beschreibt Regionen, die wir alle so gut aus Wanderurlauben und Tagesausflügen kennen. Nun werden die Leser auch wissen, welche Umtriebigen hier nachts in den Mooren, oben auf den Almen und in den Felsspalten ihr Unwesen treiben. 

Karl-Heinz Hummel ist Buchautor und schreibt seit vielen Jahren Lied- und Kabaretttexte sowie Libretti (zum Beispiel die Singspielfassung „Der Brandner Kasper“ und die Oper „Der Kaiser im Rottal). 2018 wurde er mit dem Ernst-Hofrichter-Preis ausgezeichnet. 

Bernd Wiedemann ist freiberuflicher Grafiker und ist Dozent für Illustrationen an verschiedenen Institutionen. Er ist Vorsitzender des Kunstvereins Gauting e.V.

Das Buch "Berggeistersagen von A bis Z" ist erhältlich unter ISBN 978-3-96233-219-8, Allitera Verlag www.allitera.de 

Fotos: Bernd Wiedemann


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