Passionsspiele Oberammergauer 2020
Ein erster Blick auf die Vorbereitungen
Oberammergau, 3.12.2019 - Die weltberühmten Passionsspiele in Oberammergau werden 2020 wieder neu inszeniert, für den 16. Mai ist die Premiere im Passionstheater angesetzt. Das künstlerische Leitungsteam unter der Leitung von Christian Stückl arbeitet bereits seit Monaten an der neuen Aufführung und die Haare und Bärte der männlichen Mitwirkenden der Passionsspiele sprießen bereits seit Aschermittwoch,6. März 2019, nachdem der so genannte „Haar- und Barterlass“ in Kraft getreten ist. Der Bühnen- und Kostümbildner Professor Stefan Hageneier wird das Passionsspiel komplett neu in Szene setzen, dafür werden rund 2500 Kostüme für die Darsteller neu angefertigt. Das Bühnenbild sowie die 12 Lebenden Bilder wurden in Gänze neu konzipiert und werden derzeit in Werkstätten in Oberammergau produziert. Auch die Theaterbühne wird in diesem Zusammenhang umgreifend umgestaltet.
In einem Werkstattbesuch stellte Stefan Hageneier kürzlich den aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Oberammergauer Passionsspiele im nächsten Jahr vor. In allen Abteilungen herrscht mittlerweile Hochbetrieb. Alle zehn Jahre spielen die Oberammergauer die Passion Christi. Die Oberammergauer gelobten vor fast 400 Jahren das Passionsspiel, um von der damals grassierenden Pest verschont zu werden. Die Ausstattung für sämtliche Lebende Bilder muss nun wieder hergestellt, ein halbes Dorf für das gemeinsame Theaterspiel eingekleidet werden. In der Folge werden Kostüme für über 2400 Beteiligte entworfen und angefertigt.
2400 Mitwirkende
Während diese Bilder in starken Farben gestaltet werden, setzt Hageneier für die Spielszenen auf „Farblosigkeit“: „Ich habe hier eine 45 Meter breite Bühne und einen großen Zuschauerraum. Da brauche ich eine Fernwirkung“, erklärt er. „Auch spielen wir ja zum Großteil bei Tageslicht und haben keine Lichtführung. Das Volk muss also in die Bühne integriert werden und optisch in den Hintergrund rücken, damit die Hauptfiguren vorne gut zur Geltung kommen.“ Die Grundfarbe der Bühne bildet diesmal also auch die Grundfarbe der Kostüme für das Volk. Hageneier reaktivierte die Kontakte zu seinen Stofflieferanten in Indien, schickte ihnen beige-graue Farbproben der Bühne und Entwürfe für Muster – und gab tausende Meter Stoff in Auftrag. Diese werden kombiniert mit alten Stoffen.
Lebende Bilder
Während die Spielszenen die letzten fünf Tage im Leben von Jesus Christus erzählen, werden davor und dazwischen Lebende Bilder gezeigt. Neben dem Vorspiel werden zwölf dem Passionsgeschehen analoge Szenen aus dem Alten Testament präsentiert. In der neuen Gestaltung erscheinen sie in starker Farbigkeit, die gegen die monochrome Farbgebung der Spielszenen stehen.
Diese „Andachtsbilder“ sollen nicht den Text illustrieren, „sondern sie stehen für sich selbst und erzeugen assoziative Welten“, erklären die Veranstalter.
Die Neugierde ist also geweckt auf die inzwischen 42. Oberammergauer Passionsspiele, die nach ihrer Premiere am 16. Mai noch bis 4. Oktober fünf Aufführungen pro Woche zählen wird. Für die somit insgesamt 103 Aufführungen erwartet die Gemeinde Oberammergau, die als Veranstalter fungiert, knapp eine halbe Million Zuschauer aus aller Welt. Jeder Mitwirkende der rund 2400 Darsteller ist in Oberammergau geboren oder lebt seit mindestens 20 Jahren im Ort. Nur für die in Oberammergau lebenden Kinder gilt ein gesondertes Spielrecht. Die Inszenierung 2020 nennt 21 Hauptrollen, darunter Jesus, Maria, Johannes, Judas, Petrus, Pontius Pilatus und Kaiphas, sowie 120 weitere kleine und größere Sprechrollen, Gesangssolisten, 100 Chorsängerinnen und Chorsänger, Orchester, Apostel, Priester und Schriftgelehrte, römische Soldaten und Tempelwache und Volk. Die Bühne des Passionstheaters Oberammergau wurde 1928 erbaut, der Zuschauerraum 1898. Zu den Passionsspielen 2000 wurde das gesamte Passionstheater renoviert, heute fasst es etwa 4400 überdachte Sitzplätze.
Nähere Informationen sowie Karten und Spielpläne unter www.passionsspiele-oberammergau.de
Fotos: Andreas Stückl, Gabriela Neeb, Florian Wagner





