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Salzburger Kasperl zu Gast im Hollerhaus

von Andrea Weber

Irschenhausen – Im Erdgeschoss des urigen Hollerhauses ist seit einiger Zeit eine Art Puppenstube untergebracht. Ein kleiner Bursche an feinen Fäden mit ein paar hölzernen Bühnenkollegen hat sich dort einquartiert. Seit einem Jahr führt Kuratorin Barbara Köhle von der Münsinger Pocci-Gesellschaft ein kleines Museum zu Ehren des Kasperlgrafen Pocci. Zum 100sten Jubiläumsjahr des Salzburger Marionettentheaters gibt es noch bis 22. März eine Sonderausstellung zu sehen.

Der Kasperl Larifari ist eine berühmte bayrische Figur aus den Puppenspielen von Franz Graf von Pocci

Der kleine Bursche an feinen Fäden ist genauso alt wie sein österreichischer Arbeitgeber. Er hat ein Grinsen im Gesicht und einen spitzen Filzhut auf. Es ist der Kasperl Larifari, eine Nachbildung der berühmten bayrischen Puppenfigur von Franz Graf von Pocci. Aber wie kam der Kasperl nach Salzburg? Barbara Heuberber, die Erbin und Geschäftsführerin des Salzburger Marionettentheaters eröffnete die Ausstellung mit einem Blick zurück in die Geschichte ihres Theaters: 1913 erfüllte sich der Salzburger Bildhauer Anton Aicher seinen Traum vom  Puppentheater und richtete es im Turnsaal des fürsterzbischöflichen Borromäums ein. Heute ist daraus ein weltbekanntes Marionettentheater geworden. Das neunköpfige Puppenspieler-Ensemble geht jährlich für drei Monate auf Welttournee. Damals lernte Anton Aicher von Papa Schmid, dem Gründer des Münchner Marionettentheaters, wie man Puppen an Fäden baut und entwickelte eine ganz eigene Spieltechnik, die sich bis heute bewährt. Bei Papa Schmid sah Aicher den Kasperl Larifari, den Graf Pocci als Kindertheaterfigur erfunden hatte. Er baute eine Nachbildung, die derzeit im Hollerhaus als Original zu sehen ist.

Das Salzburger Marionettentheater wird von der Münsinger Pocci-Gesellschaft mit dem diesjährigen Pocci-Preis geehrt

Die aktuelle Ausstellung zeigt zudem eine Zeitdokumentation aus einer Kulissendarstellung mit Puppen aus dem Bühnenstück Goethes Faust, sowie Theaterplakate von 1914, dem ersten Spieljahr. Was habe der Kasperl eigentlich in Goethes Faust verloren, auch das wollte man von wollte Kuratorin Heuberger wissen. „Er war der Hofnarr, er brachte während der Opern die Belustigung ins Publikum.“ Viele Jahre sei der Kasperl dann aus den Opern verdrängt worden. „Er war wohl nicht mehr zeitgemäß“, mutmaßte Heuberger. Nun ist er wieder da und sein Arbeitgeber, das Salzburger Marionettentheater, wird zum Ende des Monats von der Münsinger Pocci-Gesellschaft mit dem diesjährigen Pocci-Preis geehrt.

Weitere Informationen

Dauerausstellung des Pocci Museum in der Bauernstube des Hollerhauses Irschenhausen. Öffnungszeiten Mi und So, 14-17 Uhr, Tel. 08178 4408, www.hollerhaus-irschenhausen.de

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