Buchvorstellung
„Riemer, Sattler, Federkielsticker"
Von Gabriele Rüth
Oberland, 16.4.2025 - Die uralte Handwerkskunst der Riemer, Sattler und Federkielsticker im Alpenraum präsentiert der passionierte Federkielsticker, Sammler und Autor Walter Grübl aus Eben im Pongau (Salzburg) in seinem großformatigen Prachtband „Riemer, Sattler, Federkielsticker".
Die Zeitreise führt von Vorarlberg über Tirol, Südtirol, Bayern (73 Seiten!), Salzburg, Oberösterreich, Böhmen, der Steiermark und Kärnten bis nach Slowenien und sogar Siebenbürgen. Besonderes Augenmerk legt der Autor dabei auf die Federkielstickerei, die vor mehr als 200 Jahren entwickelt wurde, im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt erlebte und seit Jahrzehnten eine Renaissance erfährt. Im Buch findet man Hunderte imposante Bilder, die alle im Großformat wiedergegeben werden, sodass man die feinen Stickereien optimal erkennen kann.
Auch in Bayern fanden die „Fatschen“ (Gürtel) ab 1800 ähnliche Verbreitung wie in Österreich, Südtirol und Böhmen. Fuhrleute, Flößer, Händler, Handwerker, Viehhändler und Bauern, die viel unterwegs waren und Geld mit ihren Waren und Dienstleistungen verdienten, trugen dieses in der „Geldkatze“ sicher verwahrt mit sich. Auf Anfrage des Autors hat der Wolfratshauser Verein Flößerstraße e.V. nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat (Bildmaterial) am Entstehen des Werks etwas beigetragen.
Aus Kielen der Oberschwanzfeder des Pfaus
Wer waren eigentlich die Riemer und die Sattler, aus denen sich dann die Federkielsticker entwickelten. Der Riemer, so ist es im Buch nachzulesen, fertigte aus Leder Geschirre für Zugtiere und Riemen für Antriebe von Maschinen. Der Sattler verfertigte Sattel, Zaumzeug und Kummet sowie Tapezierungen zum Beispiel für Kutschen. Beide Berufe waren in Zünften organisiert und oft wurde gestritten, wer was machen durfte. 1803 kam es zu einer Regelung per Erlass, in der die Arbeitsgrenzen zwischen Riemern und Sattlern abgeschafft wurden. Einige von ihnen spezialisierten sich ab 1790 auf die Federkielstickerei, dabei werden mit den gespaltenen Kielen der Oberschwanzfedern des Pfaus in kunstvoller Handarbeit die Lederwaren bestickt.
Bis heute dient die Federkielstickerei, die eine jahrelange Ausbildung und Praxis verlangt, der Herstellung und Restaurierung von Trachtenaccessoires. Sie ziert unter anderem Leibgurte - „Ranzen“ und „Fatschen“, Handtaschen und Geldbörsen. Getragen werden die wertvollen Stücke heute vor allem von traditionsbewussten Personen. Seit Jahrhunderten haben sie für die Träger und Trägerinnen einen hohen ideellen Wert. Die spezielle Ziertechnik ist seit dem Jahr 2019 sogar offiziell Immaterielles Kulturerbe der UNESCO.
Walter Grübl: Riemer, Sattler, Federkielsticker. 564 Seiten, 893 Abbildungen, 30 x 30 cm, Hardcover, Fadenheftung, Verlag Edition Tirol, ISBN-13 978-3-85361-258-3, 69 Euro.

