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Theatersommer im Isartal - Gesellschaft unterm Apfelbaum

Tangoklang mit Zirpengesang

Von Andrea Weber

Irschenhausen, 10.8.2021 – Das Ickinger Sommertheater im Garten von Barbara Reimold ist vorbei. Es war wie immer ein Hochgenuss, wenn von der Freilichtbühne sich der Klang der Musik im Dolby-Surround mit dem Zirpengesang verbindet. Beim Tangoabend mit Bettina Ullrich und ihrem Ensemble kam Sehnsucht nach dem Süden auf.

Doch wer sich nicht mit dicker Daunenjacke, Winterschuhen und Wolldecke ausstaffiert hatte, dem kroch spätestens nach der Pause die Nachtkühle in die Knochen. Hallo! Wir haben Hochsommer! Die Wärme kam aus der Musik. „Che Tango Che“ – Geschichten und Lieder über das Leben von Astor Piazzolla und seinen Wegbegleitern Horacio Ferrer und Carlos Gardel. Piazzolla revolutionierte den traditionellen Tango Argentino und entwickelte den Tango Nuevo.

Der Tango war ursprünglich die Musik der Bordelle und Unterwelten und wurde erst ab 1930 in Tanzcáfes salonfähig. In der Geschichte dieser tiefgründigen argentinischen „Volksmusik“ spielt Astor Piazzolla eine zentrale Rolle. Sein Lebensweg als Musiker zeichnete die Sängerin Bettina Ullrich anhand von kleinen Anekdoten und emotional gesungenen Stücken des Komponisten und Musikers nach, in Begleitung von Claudia Hrbatsch (Piano), Marie-Josefin Melchior (Geige) und Johann Zeller (Akkordeon). Zeller komponiert selbst. Seine Begeisterung für den Tango entstand bei einem Aufenthalt in Paraguay. Das Programm wechselte vom Tango Argentino, zu Piazzollas Tango Nuevo und dem Tango des Allgäuers Johann Zeller.

Die Musik des unkaschierten Alltags

Piazolla wurde in Buenos Aires geboren, wuchs in Amerika auf. Er war ein behütetes Kind. Er liebte seinen Vater, der ihm ein Pandoneon schenkte und damit begann Piazollas Liebe zum Tango. Der Tod des Vaters brachte sein Leben ins Schwanken. Er ging nach Frankreich um Komposition zu studieren. Erst im Alter von 60 Jahren verdiente Piazolla mit seiner Musik Geld. Piazzolla schrieb außergewöhnliche Stücke, die Melancholie, Disharmonie, Tiefsinn vereinen. Es ist die Musik des unkaschierten Alltags. „Er wollte etwas bewegen“, so Bettina Ullich. Ein Trauer-Tango zum Tode seines Vaters „Addios Nonino“, eine musikalische Fiktion der Zukunft „Preludio del ano 3001“ oder ein Lied für einen Verrückten „Ballada para un loco“.  Bettina Ullrich hat die feinsinnige Stimme für den Tango und ihr Ensemble das richtige Gefühl für diese hoch emotionale Musik. Es war kein Tanzabend unter Sternenhimmel. Es war ein anspruchsvoller Kunstgenuss bei Wein und Zirpenklang.

Fotos: Andrea Weber


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