Das Magazin für das Bayerische Oberland

Sonderausstellung des Museums Tegernseer Tal

Verborgene Schätze aus dem Depot

Von Benjamin Engel

Tegernsee, 16.9.2919 - In weißem Hemd und dunkler Weste sitzt der Leitnerbauer aus Scharling am blanken Holztisch in der Stube. Die schmale schwarz-weiße Feder am grünen Trachtenhut hängt ihm verwegen an der Schläfe herunter. Mit halbgeschlossenen Augen zieht er genussvoll an seiner Pfeife. So lebensecht hat der aus einer Rottaler Bauernfamilie stammende Thomas Baumgartner (1892-1962) den Mann in einem Ölgemälde porträtiert. Zu sehen ist das Bild jetzt in der aktuellen Sonderausstellung des Museums Tegernseer Tal mit Neuerwerbungen und ungezeigten Stücken aus dem Depot noch bis zum 6. Oktober. In der Schau „Das verborgene Museum“ können die Besucher Ausstellungsobjekte sehen, die bei der jüngsten Neueinrichtung vor 20 Jahren nicht verwendet oder seitdem erworben wurden.

Abseits der Dauerausstellung gibt es für Besucher viel zu entdecken. Die Uniform des letzten Postillons der Königlich Bayerischen Staatspost von 1909 fällt beispielsweise auf. So farbprächtig und schmuck ist sie mit der blauen Jacke über roter Weste und langer weißer Lederhose in schwarzen hohen Stiefeln samt weiß-blauem Federbusch auf dem Hut. Mit dem Posthorn konnte der Postillon ankündigen, dass er da ist. Die königlich bayerische Staatspost war am 1. März 1808 gegründet worden. Bis 1920 betrieb die Institution 48 Poststellen im Landkreis Miesbach. In diesem Jahr übernahm die Deutsche Reichspost die Dienste. Die eigenständige Post in Bayern war damit Geschichte.

Vom Wandel Tegernsee vermittelt etwa ein Holzschnitt in Schwarz-Weiß einen Eindruck. Darauf hat der Maler und Grafiker Rudolf Schweinitzer 1965 die Staudacher Säge am Alpbach festgehalten. Durch die vom Schnee bedeckten Häuser bahnt sich ein Fuhrwerk seinen Weg. Anstelle der Säge in Tegernsee steht heutzutage ein Mehrfamilienhaus.

Bäuerliches Leben

Im alten Pfarrhof in Tegernsee ist das Museum Tegernseer Tal seit 1999 untergebracht. Der örtliche Historische Verein betreibt die Räumlichkeiten. Zu sehen sind in der Dauerstellung Aspekte zur Geologie, aus dem Benediktinerkloster und späteren Wittelsbacher-Schloss Tegernsee bis hin zu Objekten aus dem bäuerlichen Leben samt Handwerkseinrichtungen und Mobiliar.

Weil in der Dauerausstellung nur zwei Räume mit Bauernmöbeln bestückt werden konnte, musstes manch interessantes Einzelstück im Depot bleiben. Herausragend in der Sonderschau ist etwa das prächtige Himmelbett aus Fichtenholz von 1724. Steckverbindungen halten dessen üppig verzierte Einzelteile zusammen. Die Malereien in Kaseinfarben und mit Architekturmotiven sind im bayerischen Oberland für die Zeit zwischen 1600 und 1750 typisch. Kaum weniger prächtig ist das Fragment eines Himmelbetts aus dem 18. Jahrhundert mit der Darstellung der Jungfrau Maria. Vorbild war die „Freisinger Seminarmadonna“ aus dem bischöflichen Lyzeum Freising.

Sonderschau Trachtenobjekte

Als Vorgeschmack für eine künftige Sonderausstellung können die Besucher die ausgewählten Trachtenstücke von der Seidenweste für Männer aus dem Jahr 1830 bis zum Brautmieder aus Seide von 1840 auf sich wirken lassen. Im Museum ist die Sammlung an Trachtenobjekten nämlich so groß, dass nur ein Bruchteil aus dem Fundus ständig gezeigt werden kann. Deswegen ist für die nächsten Jahre geplant, mehr davon in einer eigenen Sonderschau zu zeigen. Jährlich setzt der Historische Verein Tegernsee für diese temporären Ausstellungen ein Thema um und zeigt es für jeweils eine Saison. So können die Besucher in den Räumlichkeiten immer wieder Neues entdecken und vertiefen.

Fotos: Benjamin Engel


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