Das Magazin für das Bayerische Oberland

Erinnerungsort Badehaus

Erinnerungsort Badehaus

65 Jahre Waldram - Viele Gründe zum Feiern

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 10.11.2022 – In Erinnerung an einen Gründungsabt des Klosters Benediktbeuern erfolgte am 7. November 1957 die Umbenennung von Föhrenwald. Zum 65-jährigen Bestehen von Waldram gratulierten bei einem Festakt im Badehaus der ehemalige bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und viele Ehrengäste. Anschließend wurde die Ausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ eröffnet.

Ansiedlung von meist katholischen Heimatvertriebenen

Dr. Edmund Stoiber zog 1961 mit seinen Eltern nach Waldram und lebte dort „Unter den Föhren“. Aufgrund seines Bundeswehrdienstes und des anschließenden Jura-Studiums
verbrachte der Student jedoch nicht viel Zeit in seinem damaligen Wohnort. In seinem Geleitwort hielt sich der 81-jährige deshalb nicht lange mit persönlichen Erinnerungen auf. Stattdessen würdigte er erneut die Erinnerungsarbeit des Badehaus-Vereins. „Es ist ein großer Verdienst, dass ihr euch der komplizierten Vergangenheit gestellt habt“, lobte der CSU-Politiker. Dass viele Bewohner des nach einem Abt des Klosters Benediktbeuern benannten Ortsteils Waldram zunächst Identifikationsschwierigkeiten hatten, belegte der Badehaus Kurzfilm „Aus Föhrenwald wird Waldram“. „Ich war sauer über die Umbenennung, weil man damit die jüdische Geschichte im Lager Föhrenwald ausradieren wollte“, gestand Zeitzeuge Robbi Waks.

Vor der Ansiedlung der meist katholischen und kinderreichen Heimatvertriebenen diente Föhrenwald nach dem Zweiten Weltkrieg als Zufluchtsort für jüdischen Familien aus ganz Europa. Kindheitserinnerungen an die späten 1950er- und 1960er-Jahre in Waldram teilte Wolfgang Saal mit. Der Vorsitzende der Siedlungsgemeinschaft Waldram zog im November 1956 als Dreijähriger mit seinen Eltern in die Wolframstraße. „Das war für mich ein Abenteuerspielplatz, der sich bis in die Isarauen zog“, berichtete Saal. Eva Greif und Badehaus-Vize-Vorsitzender Emanuel Rüff erzählten aus ihrer Schulzeit und Chorveranstaltungen des St.-Matthias-Seminars. Stiftungsdirektor Manfred Bugl gestand ein, dass die Zusammenarbeit der Erzdiözese mit dem Badehaus nicht immer frei von Spannungen war und nun verbessert werden soll.
 
Professor Andreas Otto Weber, Direktor vom Haus des Deutschen Ostens, verglich das Leben in Waldram mit einer intakten Dorfgemeinschaft. Angesichts der Verbundenheit zur Föhrenwalder Geschichte regte er scherzhaft die Neubenennung „Föhrenwaldram“ an. Über das wahrscheinlich von dem Abiturienten Alois Zaby komponierte „Waldram-Lied“ referierte abschließend Dieter Klug. Der pensionierte St.-Matthias-Lehrer forderte abschließend die Festgemeinschaft zum lauten Mitsingen auf. Begleitet von der Waldramer Tanzlmusi erklang die Hymne im Badehaus.

Eröffnung der Wanderausstellung

„Im Essen und Trinken steckt viel Identität“, meinte Andreas Otto Weber vom Haus des Deutschen Ostens in München. Die Institution hat die Wanderausstellung „Kann Spuren von Heimat enthalten“ so konzipiert, dass sie örtliche Veranstalter mit eigenen lokalen Exponaten ergänzen können. So präsentierte Sarah Lex vom Badehaus-Verein die Geschichte zu Messern, Mohnmühlen, Kartoffelstampfern, Schöpfkellen und Kochbüchern, die dem Erinnerungsort beispielsweise von den Waldramer Familien Brustmann und Püschel überlassen wurden. Dazu schmeckten die vom Badehaus servierten Spezialitäten aus der Heimatvertriebenen-Küche wie schlesischer Kleckselkuchen oder Brote mit Erdäpfelkas. Die Ausstellung im Gartengeschoß läuft bis einschließlich 30. April 2023. Sonderführungen können unter Tel. 0 81 71/2 57 25 02 vereinbart werden.

Fotos: Peter Herrmann


NEWS