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Erinnerungsort Badehaus Waldram-Föhrenwald

Audioguides für den Erinnerungsort

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 13.11.2019 – Nahezu 4.000 Menschen aus dem In- und Ausland haben das Dokumentations- und Begegnungszentrum am Kolpingplatz bereits besucht. Um die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald als Museumsführer zu entlasten, erstellten Studenten aus München und Regensburg nun zwei Audioguides für Jugendliche und Erwachsene.

Verarbeitung von historischen Tonspuren 

Unter dem Motto „Überlagerungen“ haben 15 Projektkursteilnehmer des an der LMU München und Universität Regensburg angebotenen „Elitestudiengangs Osteuropastudien“ ein Jahr lang an der Herstellung von zwei Audiotouren für Erwachsene und Jugendliche durch das Badehaus gearbeitet. Warum die technische Umsetzung und die Rekrutierung von Sprechern und Sprecherinnen so schwierig war, erklärten die Studenten bei der feierlichen Präsentation der Audioguides.
Mit einer lockeren Gesprächsrunde eröffneten Katarzyna Laszuk und Maximilian Finzl den zweiten Abend der Reihe „Begegnungen im Badehaus“. „Wir haben uns für den Audioguide folgende Aspekte aus dem Leben im einstigen Lager Föhrenwald herausgesucht: Bildung, Schule, Religion, Kultur, Antisemitismus und Zukunftsperspektiven“, erklärte Finzl.

Studenten tragen den Stab der Erinnerung weiter

Fachlich begleitet hat das ehrgeizige Projekt Professor Dr. Martin Schulze Wessel. „Ein Audioguide war für uns ein fremdes Medium und daher eine große Herausforderung: Es musste ein Drehbuch geschrieben und professionelle Sprecher gefunden werden“, erinnerte er sich. Wichtig war ihm, dass sich die Studenten aufs Beschreiben von Sachverhalten beschränken und keine Emotionalisierung stattfindet. Projektteilnehmer Rainer Baumann hob die Besonderheit von Waldram hervor. „Als ich meiner heimatvertriebenen Oma einen Dokumentarfilm über das Leben der Flüchtlinge in Föhrenwald beziehungsweise Waldram zeigte, sagte sie nur: So schön hätte ich es auch gerne gehabt“. Nachdem die Studenten ihre beiden Audiotouren den rund 50 Besuchern erstmals präsentiert hatten, zeigte sich Badehaus-Vorsitzende Dr. Sybille Krafft begeistert. „Ich bin sehr glücklich, weil der Same, den wir ausgesät haben, nun aufgegangen ist und die nächste Generation den Stab der Erinnerung weiterträgt “, sagte sie.

Krafft gestand, dass sich der unter finanziellen Engpässen leidende Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald nie selbst einen Audioguide hätte leisten können. „Dazu hätten wir weder das Geld noch genügend Personal gehabt“, erklärte sie. Und damit nicht genug: Im kommenden Jahr wollen die Studenten die Tonspuren, die auch Zitate von Zeitzeugen und authentische Geräusche enthalten, in eine App integrieren. Dass sich die jungen Frauen und Männer im Badehaus wohl fühlen, bewies die anschließende Party mit der professorenbesetzten Münchner Band „Caravan“: Im Gartengeschoss wurde ausgiebig zu russischen, jiddischen und amerikanischen Country-Songs getanzt sowie getrunken und gegessen.  Die ersten Audioführungen werden dann voraussichtlich im kommenden Frühjahr angeboten.

Info: www.badehauswaldram.de

Fotos: Peter Herrmann


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