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Verein "Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald" 

Freude über Buchpremiere und 500. Mitglied 

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 7. 12. 2020 – Gleich zwei erfreuliche Nachrichten vermeldete der Verein „Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald“ in einem Pressegespräch. So haben 16 Autorinnen und Autoren zu den Bildern der Fotografin Justine Bittner 34 Porträts von Menschen verfasst, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im einstigen Lager Föhrenwald vorübergehend eine Bleibe fanden. Das Buch „LebensBilder – Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald“ ist ab sofort erhältlich. Zudem begrüßte Badehaus-Vorsitzende Dr. Sybille Krafft den Stadtpfarrer Peter Demmelmair als 500. Mitglied des 2012 gegründeten Vereins.

Ambitioniertes Zeitzeugenprojekt

2.000 Exemplare mit einem Gesamtgewicht von rund 2,6 Tonnen stapeln sich derzeit auf den Tischen im Badehaus. Es ist das Ergebnis eines ambitionierten Projekts, das schon 2018 seinen Anfang nahm. Denn zur Eröffnung des Erinnerungsortes fanden sich viele prominente Gäste aus dem In- und Ausland am Kolpingplatz ein. „Damals habe ich viele Fotos gemacht“, erinnert sich Justine Bittner. Zeitgleich drängte sich die Idee auf, auch schriftliche Biografien zu den abgebildeten Personen zu verfassen. „Das Projekt hat eine Vielzahl von Menschen zusammengeführt: Juden und Nichtjuden, Deutsche, Israelis und Amerikaner, Studenten und Rentner, Berufstätige und  Bundesfreiwillige“, berichtete Badehaus-Vorsitzende Dr. Sybille Krafft in einem Pressegespräch. Die jüngste Autorin ist die 18-jährige Kristina Tschamler, die ihren Bundesfreiwilligendienst im Badehaus absolvierte. Als ältester Mitwirkender beteiligte sich der Zeitzeuge Chaim Bukszpan, der vor Kurzem im Alter von 97 Jahren verstarb. 

Krafft räumte ein, dass der Aufwand groß war. So galt es nicht nur, über persönliche Begegnungen, Telefonate, Briefe, E-Mails und digital geführte Gespräche Kontakt zu den porträtierten Personen aufzunehmen. „Auch die Korrektur-, Übersetzungs- und Lektoratsarbeiten waren enorm“, erklärte Krafft. Sie dankte ihren Helferinnen Stephanie Coenen und Barbara Kaulbarsch, die mit ihr die in Deutsch und Englisch verfassten 176 Seiten penibel überprüften. Fotografin Justine Bittner bezeichnete es als große  Herausforderung, in kurzer Zeit das Vertrauen von Menschen zu gewinnen. „Es war mir wichtig, durch eine formatfüllende Abbildung der Gesichter und einen meist direkten Blick den Betrachter sowohl zu berühren, als auch auf seine Lebensgeschichte neugierig zu machen“, stellte sie klar. Bereits im Oktober eröffnete sie im Gartengeschoss des Erinnerungsortes Badehaus ihre Ausstellung „LebensBilder“. Da das Dokumentations- und Begegnungszentrum am Kolpingplatz wegen der Corona-Pandemie derzeit leider geschlossen ist, sollen die Porträts auch nach der Wiederöffnung noch zu sehen sein.

Tölzer Stadtpfarrer Peter Demmelmair wird 500. Mitglied

Als prominenten Neuzugang begrüßten die Badehausvorstandsmitglieder Dr. Sybille Krafft und Elisabeth Voigt den Tölzer Stadtpfarrer Peter Demmelmair am Erinnerungsort. Er verbrachte in Waldram und Wolfratshausen seine ersten Jahre als Seelsorger und reiste oft nach Israel, um den interreligiösen Dialog mit Vertretern des Judentums zu führen. Zudem besuchte Demmelmair bereits zahlreiche Veranstaltungen am Erinnerungsort und freut sich nun auf weitere Begegnungen mit den Mitgliedern des 2012 gegründeten Vereins.

Info: Das Buch „LebensBilder – Porträts aus dem jüdischen DP-Lager Föhrenwald“ ist für 24,90 Euro im Buchhandel erhältlich und kann auch über die Website erinnerungsort-badehaus.de bestellt werden. Auf dieser Homepage ist zudem eine ausführliche Buchvorstellung abrufbar: Die Autorinnen und Autorinnen lesen die einzelnen Kurzbiografien vor.

Fotos: Peter Herrmann


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