Das Magazin für das Bayerische Oberland
Di260
26. Mar 2024
Mi270
27. Mar 2024
Fr290
29. Mar 2024
Sa300
30. Mar 2024
So310
31. Mar 2024
Mo010
01. Apr 2024
Di020
02. Apr 2024
Mi030
03. Apr 2024
Do040
04. Apr 2024

Erinnerungsort Badehaus, Wolfratshausen-Waldram

Sehenswerte Wanderausstellung: „Die Macht der Gefühle“

Von Peter Herrmann

Wolfratshausen-Waldram, 13.12.2021 – An rund 2.500 Orten weltweit war die Wanderausstellung „Die Macht der Gefühle“ bereits zu sehen. Nun zeigt das Badehaus am Kolpingplatz bis zum 10. Juli 2022 die eindrucksvollen 20 Tafeln. Im Rahmen einer Online-Vernissage verrieten die Kuratorinnen Prof. Dr. Ute Frevert, Historikerin und Direktorin am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, und ihre Tochter Bettina, warum die Bilder so gut zu den Exponaten im Dokumentations- und Begegnungszentrum passen.

Vernissage ist online abrufbar

„Wir hätten die Vernissage gerne mit vielen Besuchern gefeiert“, bedauerte Badehaus-Vereinsvorsitzende Dr. Sybille Krafft. Dies war aus gegebenem Anlass ebenso wenig möglich wie die Anreise der in Berlin lebenden Kuratorinnen. Deshalb ermöglichten die Badehaus-Mitglieder Andre Mitschke, Jonathan und Joseph Coenen eine Online-Veranstaltung, die nach wie vor unter erinnerungsort-badehaus.de abrufbar ist.

100 Jahre deutsche Geschichte in Wort und Bild

Prof. Dr. Ute Frevert erklärte zunächst, dass die komprimierte Darstellung von 100 Jahre deutscher Geschichte anhand von Fotos und prägnanten Bildunterschriften auf gerade einmal 20 Tafeln eine große Herausforderung war. Zudem erläuterte sie, warum die bebilderten Gefühle auch gut zum Badehaus passen. Die 67-Jährige zeigte sich schon bei einem früheren Besuch in Waldram beeindruckt von der Vielfalt der Exponate. „Ich bin begeistert, dass das Badehaus innerhalb eines relativ kurzen geschichtlichen Zeitraums so viele Gefühle widerspiegelt“, erklärte sie. So werde beispielsweise der „Hass“ der Nationalsozialisten anhand von Dokumenten aus den ehemaligen Munitionsfabriken, die auf die Herstellung von Vernichtungswaffen hinweisen, deutlich. Für die Gefühle der „Geborgenheit“ und „Liebe“ steht das DP-Lager Föhrenwald, in dem Holocaust-Überlebende eine vorübergehende Heimat fanden und zum Teil auch Familien gründeten.

Dagegen zeigen Ute und Bettina Frevert auf den von ihnen zusammengestellten Collagen auch seltene Aufnahmen aus der Geschichte der DDR und BRD. Fotos von einem Open-Air-Rockkonzert stehen im Kontrast zu sozialistisch geprägten Kinderbuchillustrationen oder einem in den 1960er-Jahren aufgenommenen Aufklärungsbild eines nackten Paares. Dazu einen kurzen Text zu verfassen, sei angesichts der Faktenfülle „durchaus schwierig“ gewesen. Am Ende des Livestreams
rief Dr. Sybille Krafft zu einer interaktiven Mitwirkung der Online-Teilnehmer auf. Dabei wurde deutlich, dass sich die Bewertung einiger Gefühle im Laufe der Zeit geändert hat. So galt Neugier noch im 19. Jahrhundert als negative weibliche Charaktereigenschaft, wurde bei Männern aber als Wissbegier gelobt. Am Ende der Vernissage bat Jonathan Coenen um Spenden und finanzielle Unterstützung für den Erhalt des Erinnerungsortes. „Auch uns hat Corona schwer getroffen und wir sind für Einnahmen sehr dankbar“, erklärte der Badehaus-Vize-Vorsitzende.

Info: Die Ausstellung „Die Macht der Gefühle“ ist jeden Freitag von 9-17 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 13–17 Uhr im Badehaus zu sehen. Anmeldung unter Tel. 0 81 71/2 57 25 02

Foto: Peter Herrmann

NEWS