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WANDERTOUREN – Peitinger Walderlebnispfad

Peitinger Walderlebnispfad

von Christoph Ulrich

Testfazit: Für einen schönen Waldspaziergang und actionreiche Erlebnisse unter dem Dach der Baumkronen braucht es nicht unbedingt Sonnenschein. Vor allem Kinder haben an diesem Waldspaziergang der etwas anderen Art ihre helle Freude.

Ausgangspunkt

Ein überdachtes Holztäfelchen markiert den Beginn des Walderlebnispfades am Kalvarienberg in Peiting. Das Auto kann auf dem Parkplatz des Schützenhauses am Sonnenbichl geparkt werden. Wer mag, kann sich aus dem Briefkasten eine Broschüre mitnehmen, die die einzelnen Stationen erklärt und außerdem eine grobe Übersichtskarte beinhaltet.

Dauer

Mit vier Kilometern Gesamtlänge, schlängelt sich der Erlebnispfad den Kalvarienberg hinauf und hinunter. Streng genommen ist das trotz teils steiler Stellen bequem in einer Stunde zu schaffen. Angesichts der vielen Stationen, an denen man ganz nebenbei eine Menge lernt, ist es sinnvoll, gut zweieinhalb Stunden Zeit mitzubringen.

Wegbeschreibung

Dichter Nebel hat das hohe Gras am Wegesrand zu einer Augenweide gemacht: Kunstvoll gesponnene Spinnennetze glitzern wie kleine Kostbarkeiten durch den Nebel. Und dank der Feuchtigkeit stehen ganze Pfifferlingfelder entlang des Weges Spalier. Es braucht keine Viertelstunde, bis klar wird, wieso der eindrucksvoll den Peitinger Kalvarienberg hinaufwabernde Nebel eigentlich überhaupt nicht stört – ganz im Gegenteil. Der Wald ist ein Ökosystem, das unbedingt auf Feuchtigkeit angewiesen ist, und so erwacht in ihm an einem leicht regnerischen Tag oder bei Nebel das Leben.

Das ist an sich schon ein Erlebnis – doch natürlich wäre der Walderlebnispfad kein solcher, wenn nicht auch verschiedene Stationen für Unterhaltung sorgen würden. Seine Erfinder haben bewusst auf „Erlebnis“ und nicht aufs „Lernen“ gesetzt – und haben so Weisheit bewiesen. Hauptsächlich Kinder haben ihre Freude an den verschiedenen Posten. Zum Beispiel am Weitsprungbecken. Dort jagt ein Bub gerade über das Absprungbrett. „Übertreten!“, empört sich sein Freund. Hat ihm aber nix gebracht, weiter als ein Feldhase kommt er auch mit Schummeleien nicht. So weit wie ein Hirsch möchte er gern springen. Ein solcher, das sieht man an den aufgestellten Tafeln, kommt allerdings sogar noch weiter als der menschliche Weltrekordhalter.

Danach wird’s plötzlich still im Wald. Steil führt der Weg durch einen alten Fichtenbestand bergauf, da braucht so mancher seine Luft zum Schnaufen. Die Vögel sorgen für eine äußerst passende Geräuschkulisse, die würzige Luft und die Ruhe tun gut. Plötzlich hört man, wie laut der Verkehr in der Peitinger Ortsmitte unterhalb des Bergs tobt. Und wie viel schöner eigentlich so ein Wald rauschen kann. Auf dem Plateau heißt's wieder „Schuhe aus!“, denn ein Schild empfiehlt, über „diese Erde zu gehen“.

Es fühlt sich gut an, den Waldboden unter den Sohlen zu spüren, der heute ein wenig kühl daherkommt. Aber wann hatten wir zum letzten Mal feuchtes Moos unter den Füßen? Das ist lang her, entschieden zu lang – wie wir finden. Deswegen lassen wir die Schuhe die nächsten hundert, zweihundert Meter gleich ausgezogen und spielen „Ich sehe was, was du nicht siehst“, mit aufgestellten Metallrohren zum Durchschauen. Auf einer Lichtung schlüpfen wir wieder in die Schuhe und stellen fest, dass wir trotz des kühlen Bodens eigentlich keine kalten Füße haben. Zum Glück ist ein Handtuch und eine Flasche Wasser im Rucksack, mit der wir uns säubern können. Dabei gibt’s Rätsel zu lösen.

„Wer hat sich hier eingeschlichen?“, fragt eine Holztafel und weist auf einen zerklüfteten Baumstamm. Die Antwort sieht, wer die obere Tafel wegklappt. So rätseln wir uns von Baum zu Baum, von Station zu Station und ahnen, dass wir beim Erleben nebenbei so einiges lernen. Und wir nehmen uns fest vor, daheim die heimischen Bäume mit einem Arten-Bestimmungsbuch zu lernen. Als Erinnerung sammeln wir Zweige vom Boden auf.

Als Belohnung gibt’s danach Action: Kurz unterhalb des Gipfels des Kalvarienbergs sind drei unterschiedliche Möglichkeiten geboten, über einen tiefen Graben zu gelangen: per Holzbalken, per umgefallenen Baum – oder über eine Seilbrücke. Die schwankt gefährlich und ist doch supersicher. Was, wenn man statt einem Seil nur zwei oder gar eins benutzen könnte, um über den Graben zu gelangen? Da werden selbst Kinder zu mutigen Helden – und erwachsene Mannsbilder zu kleinen Kindern.

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