Wandertouren-Tipps der Alpenvereinssektionen aus dem bayerischen Oberland
Tourenbindung oder Wanderschuh
Von Benjamin Engel
Die Führungsspitzen von drei mit dem Landkreis verbundenen Alpenvereinssektionen verraten, wo es sie im Frühjahr auf den Berg zieht und was jeder dafür beachten sollte.
Im Spätfrühjahr ist wechselhaftes Wetter verbreitet. In den Bergen der Region kann es zu dieser Übergangs-Jahreszeit ziemlich warm werden oder aber nasskalt, wenn es teils noch einmal bis in die Tallagen schneit. Heuer fielen die Wetterumschwünge aber besonders extrem aus. Mit Temperaturen von weit mehr als 20 Grad war es teils fast schon sommerlich warm, in der zweiten Monatshälfte winterlich frostig mit heftigen Schneefällen. Das dürfte den Auftakt in die Wandersaison erst einmal bremsen. Wer in den Bergen unterwegs sein will, muss also auf unterschiedlichste Verhältnisse reagieren. Anlass einmal nachzufragen, wie die Vorsitzenden von drei mit dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen verbundenen Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV) damit umgehen und wo es sie im April hinzieht.
Benedikt Hirschmann, 29 Jahre, Grundschullehrer, seit 2021 Vorsitzender der DAV-Sektion Tölz
Herr Hirschmann, sind Sie im April noch auf Skiern oder schon in Wanderschuhen in den Bergen unterwegs?
Das kommt immer auf den April an. Heuer war aber in unserer Region kein Skitourenwinter. Die Verhältnisse sind ungünstig. Südseitig sind die Hänge bis ziemlich weit rauf ausgeapert. Sonst bin ich aber gerne im April auf Skiern unterwegs. Im Karwendel gibt es klassische Frühjahrsskitouren, etwa zum Hochglückkar.
Haben Sie eine Lieblingswandertour für diese Jahreszeit in der Region?
Sich auf eine zu beschränken, ist schwierig. Ich würde fünf Touren nennen. Direkt bei Tölz ist die Sonntratn (Gemeinde Gaißach). Auf den Berg (1096 Meter Seehöhe) führen südseitig verschiedene Wege hinauf. Zu sehen ist das ganze Panorama der Alpenkette mit dem Karwendel. Im Frühling blühen die Kirschbäumchen unten im Tal. Das ist super, immer auch mit Kindern.
Auf der anderen Talseite ist der Heiglkopf (1206 Meter Seehöhe). Am Gipfel reicht die Aussicht in den Isarwinkel, auf die Benediktenwand und bis ins Karwendel. Wer will kann die Tour auch mit einer Runde über den Zwiesel (1348 Meter Seehöhe) erweitern und im Blomberghaus einkehren. Das ist eine schöne Sache.
Auf den Schönberg (Gemeinde Lenggries) bietet sich südseitig eine Bike & Hike-Tour an. Auf der Röhrlmoosstraße geht es mit dem Fahrrad bis zur Kapelle (1105 Meter Seehöhe). Je nachdem wie viel Schnee dann noch in der Höhe liegt, geht es dann den Steig zu Fuß auf den Gipfel des Schönberg (1620 Meter Seehöhe).
Eine schöne Frühjahrstour führt von der Jachenau bis zur Staffelalm. Die hat zwar im April noch geschlossen. Bis zur Lainlalm liegt meist kein Schnee mehr. Weiter nach oben geht es bis zum Gipfel des Rabenkopfs.
Auch bis zu den Sonnbergalmen geht es am Ross- und Buchstein im April südseitig eigentlich meist gut schneefrei hinauf. Ob sich weiter hinauf steigen lässt, hängt davon ab, wie viel Schnee im Hang darüber liegt. Die Tegernseer Hütte am Ross- und Buchstein hat im April aber noch zu.
Gerhard Hofmann, Jahrgang 1949, Meteorologe, seit 2013 Vorsitzender der DAV-Sektion Wolfratshausen
Herr Hofmann, sind Sie im April noch auf Skiern oder schon in Wanderschuhen in den Bergen unterwegs?
Wir (mit seiner Frau) sind um die Jahreszeit beim Bergwandern unterwegs, nicht auf Skiern. Je nach Schneelage sind dafür Schneeschuhe oder Grödel (das sind Steigeisen, oft Ketten, die sich Wanderer an der Schuhsohle befestigen, um auf Eis und Schnee besser Halt zu finden, Anm. d. Red) nötig.
Haben Sie eine Tourenempfehlung für diese Jahreszeit in der Region?
Immer ganz gut ist der Hirschhörnlkopf (1514 Meter Seehöhe) in der Jachenau. Der südseitige Anstieg ist bis weit hinauf ausgeapert. Am Gipfel liegt zwar oft noch Schnee, eine Spur ist aber häufig gut eingetreten.
Recht schön ist auch der Taubenberg (Gemeinde Warngau, Landkreis Miesbach, 896 Meter Seehöhe). Es gibt viele Voralpenhöhenwanderungen für die Jahreszeit. Der Schwarzenberg (Gemeinde Fischbachau, Landkreis Miesbach, 1187 Meter Seehöhe) ist theoretisch auch etwas für den ganzen Winter.
Leonhard Geißler, stellvertretender Vorsitzender der Alpenvereinssektion Tutzing
Herr Geißler, sind Sie im April noch auf Skiern oder schon in Wanderschuhen unterwegs?
Normalerweise bin ich schon eher eingestellt auf Wanderungen. Die Skitourensaison läuft in unserer Region heuer aus. Aktuell hatten wir an der Tutzinger Hütte (1337 Meter Seehöhe) in den vergangenen Tagen (Stand Dienstag, 23. April) 70 Zentimeter Neuschnee. Es ist lawinös. Deswegen haben wir den Saisonstart der Hütte in den Mai verschoben.
Haben Sie eine Tourenempfehlung für diese Jahreszeit in der Region?
Die Zustiege zur Tutzinger Hütte vom Brauneck oder südseitig von Petern in der Jachenau über die Lainfälle sind im Frühjahr sehr schön. Dafür muss es aber schneefrei sein. Die Touren auf den Herzogstand, Heimgarten oder Jochberg sind alle recht empfehlenswert.
Was Bergsportler im Frühjahr beachten sollten
Für Benedikt Hirschmann ist es selbstverständlich vor einer Bergtour im April den aktuellen Lawinenlagebericht zu prüfen (www.lawinenwarndienst.bayern.de ). Denn im Früjahr besteht immer die Gefahr, dass Gleitschnee- oder Grundlawinen abgehen. Das Risiko steigt, wenn sich die Temperaturen erhöhen, während die Tageszeit voranschreitet. Daher empfiehlt Hirschmann eine Tour auf Schnee, möglichst nur vormittags unternehmen. „Am Nachmittag sollte die Tour wieder beendet sein“, sagt der Tölzer DAV-Vorsitzende. Wer in den Schnee kommt und sich unsicher ist, sollte besser umkehren und nicht am Gipfel als Ziel festhalten, empfiehlt er. Zudem sollten Wanderer im April möglichst mit wasserdichten Bergschuhen unterwegs sein, Futterstellen für das Wild und ganz generell die Wild-Wald-Schongebiete meiden.
Der Wolfratshauser DAV-Vorsitzende, Gerhard Hofmann, ist im April kaum oberhalb der Waldgrenze unterwegs. Diese Touren sind daher meist erst gar nicht lawinengefährdet. Geht es doch einmal bis über die Schneegrenze hinaus, packt er Schneeschuhe und Grödel ein. Die unter die Schuhsohle anschnallbaren Steigeisen empfiehlt er etwa auf bereits eingetretenen Wegen. Wenn der Schnee tagsüber in die Spur hineintaue und nachts friere, bildeten sich schnell Eisplatten, erklärt Hofmann.
Zu den empfohlenen Routen
1. Sonntratn
Die Sonntratn bei Gaißach tragen den Namen zurecht. Denn die südwestlich ausgerichteten Hänge sind tatsächlich sonnenverwöhnt und darum wenig schneesicher. Eine Stunde dauert der Aufstieg vom Parkplatz bei Grundern meist durch freies, von Laubbäumen gesäumtes, blumenbestandenes Almgelände. Im Frühjahr blühen die Kirschen im Tal.
2. Heiglkopf
Der Berggipfel ist ebenfalls südseitig erreichbar, liegt nur auf der gegenüberliegenden Talseite der Sonntratn bei Wackersberg. Ebenfalls nur in einer Stunde ist das große Kreuz erreicht. Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz unterhalb des Gasthauses Waldherralm. Die freie Gipfelwiese erlaubt weite Aussicht.
3. Schönberg
Der freie Almwiesen-Gipfelbuckel des Schönbergs ist bereits aus dem Isartal bei Lenggries markant sichtbar. Mit dem Rad geht es fünfeinhalb Kilometer über eine Asphaltstraße an den Westausläufern und Südhängen des Schönbergs bis zur Röhrlmoos-Kapelle. Das dauert etwa 45 Minuten. Zu Fuß bis auf den Gipfel brauchen Wanderer anschließend nochmal eineinhalb Stunden. Von oben bietet sich eine schöne Rundumsicht Richtung Brauneck und ins Isartal gegen Westen und bis ins Karwendel, nach Osten auf Ross- und Buchstein.
4. Staffelalm
Durch die Wandmalereien, die Franz Marc hinterlassen hat, ist die 1320 Meter hoch gelegene Staffelalm sogar kunsthistorisch interessant. Aus der Jachenau braucht es um die zweieinhalb Stunden hinauf. In der Rappinschlucht oberhalb der Lainalm ist Trittsicherheit gefragt.
5. Ross- und Buchstein
Im Einschnitt zwischen dem felsigen Aufbau des Doppelgipfels Ross- und Buchstein thront die Tegernseer Hütte. Vom Wanderparkplatz an der Bundesstraße 307 im Weißachtal führt ein steiler Steig durch Wald nach oben. In knapp eineinhalb Stunden erreichen Wanderer die Sonnenberg-Almen. Steil geht es weiter aufwärts, nochmal etwas mehr als eine Stunde bis zur Tegernseer Hütte.
6. Hirschhörnlkopf
Das Ziel ist der Hausberg des Dorfs Jachenau. Nordwestlich geht es zunächst vom Wanderparkplatz eben auf breitem Weg bis zum Tal der kleinen Laine. Später geht es im steilen Zickzack durch den Bergwald bis zur Pfundalm hinauf. Schon auf dem breiten freien Rücken sind die Blicke stimmungsvoll, etwa zur Benediktenwand oder auf den Walchensee. Die Aufstiegszeit beträgt etwa zweieinhalb Stunden.
7. Taubenberg
Der Taubenberg ist einer der typischen Voralpen-Bergrücken mit Wald und Wiesen. Eine Tour führt etwa vom Wanderparkplatz bei Osterwarngau über die Wallfahrtskapelle Nüchterbrunn zum Gasthhof Taubenberg mit Blick auf den Wendelstein und die südliche Alpenkette. Zurück führt die Tour über den Aussichtsturm und Nüchterbrunn zum Ausgangspunkt. Für die Strecke brauchen gemütliche Wanderer zweieinhalb Stunden.
8. Schwarzenberg
Auf der Südseite ist der Gipfel über den asphaltierten Weg praktisch ganzjährig gut erreichbar. Über Forstwege und ein kurzes Stück Waldwege geht es in knapp eineinhalb Stunden auf fast 1200 Höhenmeter hinauf.
Fotos: Benjamin Engel





