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Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen

Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen

Ansporn und Anerkennung für Umweltpreisträger

Von Peter Herrmann

Bad Tölz, 11.10.2024 – Seit 1993 würdigt der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Vereine und Projekte, die sich vorbildlich für den Umwelt- und Naturschutz engagieren. In diesem Jahr durften die Genossenschaft des Klosterguts Schlehdorf, der Kreisjagdverband Bad Tölz mit der Hochwildhegegemeinschaft Isarwinkel sowie der Verein „Rettet die Isar jetzt" die begehrten Umweltpreistrophäen entgegennehmen.

Wertschätzung ökologischer Bildung im Kloster

„Ich wünsche uns einen spannenden Abend mit drei Umweltpreisträgern, auf die der Landkreis stolz sein kann“, begrüßte Landrat Josef Niedermaier die rund 150 geladenen Gäste. Nach der musikalischen Eröffnung des Quartetts „Boarisch Roas" hielt Dritter Landrat Klaus Koch zunächst eine Laudatio für die 2012 gegründete Genossenschaft des Klosterguts Schlehdorf. „Wir leben in einem Klosterlandkreis", erklärte er. Als Beispiele nannte Koch u. a. die Klöster in Schlehdorf, Benediktbeuern, Reutberg und Dietramszell. „Es sind Labore, in dem besondere Lebensformen über Jahrhunderte erprobt wurden", betonte der Dritte Landrat. Die Transformation von klösterlichen Werten wie Bildung und Nachhaltigkeit nannte er eine „Herausforderung unserer Zeit". In der 270 Mitglieder zählenden Genossenschaft des Klostergutes Schlehdorf sei dies besonders gut gelungen. Sie hatte vor drei Jahren Flächen der Missionsdominikanerinnen rund um den Karpfsee übernommen. Seither führen die Mitglieder die Landwirtschaft der Schlehdorfer Ordensschwestern in einem ökologischen Projekt mit Landwirtschaft, Gemüsegärtnerei, Herberge, Werkstätten sowie einem solidarischen Bio-Hofladen und einem Hofcafé weiter. Im Seminarhaus können sich Interessierte über naturnahe, ökologische Landwirtschaft und Biodiversitätserhalt informieren. „Wir haben in diesen zwölf Jahren schon viel erreicht, brauchen aber noch mehr Unterstützung", wünschte sich Klostergut-Vorsitzender Sebastian Kukula nach der Preisübergabe.

Erhaltung gefährdeter Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Vor 50 Jahren gründete sich der Verein „Rettet die Isar jetzt". Warum er so wichtig ist, erklärte der Kreisrat und Lenggrieser Vize-Bürgermeister Franz Schöttl in seiner Laudatio. „Die Isar ist im vergangenen Jahrhundert schwer verwundet und arg geschunden worden", bedauerte Schöttl. Dennoch erzielte die Notgemeinschschaft auch beachtliche Erfolge. Dazu gehört vor allem die 1990 erfolgte Teilrückleitung des Flusses am Krüner Wehr. Zuvor wurde das Wasser in Richtung Walchenseekraftwerk umgeleitet. Zudem setzt sich der Verein für eine Bootfahrerverordnung auf der Isar ein. Mittlerweile hat die Notgemeinschaft rund 300 Mitglieder, darunter auch zehn Kommunen des Landkreises. Das Hauptaugenmerk gilt derzeit der Neukonzessionierung des Walchenseekraftwerks, von der sich der Verein verbesserte ökologische Bedingungen erhofft. „Ich wünsche euch in Zukunft einen langen Atem", so Schöttl abschließend. Vereinsvorsitzender Karl Probst wertet die Auszeichnung nicht nur als Anerkennung. „Ich sehe diesen Preis auch als Ansporn und Verpflichtung, für den Fluss Isar und unsere Heimat weiterzukämpfen", versprach er.

Große Engagement und viel Geduld benötigten der Kreisjagdverband Bad Tölz und die Hochwildhegemeinschaft Isarwinkel bei der Ansiedlung von Schweizer Steinwild an der Benediktenwand. „Das ist eines der erfolgreichsten Artenschutzprojekte weltweit", lobte Festredner Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg. Er erinnerte an die Untersuchungen des Instituts für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich im Jahr 2012, wonach das Steinwild an der Benediktenwand damals die geringste genetische Vielfalt aller untersuchten Steinwildkolonien und einen hohen Inzuchtgrad aufwies.

Nach einem aufwändigen Genehmigungsverfahren mit Gutachten und Stellungnahmen hat das Bayerische Landwirtschaftsministerium dem Kreisjagdverband Bad Tölz und der Hochwildhegegemeinschaft Isarwinkel schließlich die Genehmigung zum Auswildern von sieben Steingeißen und drei Steinböcken aus dem Wallis erteilt. Die ersten Aussetzungen erfolgten im April und Mai 2023. Seither begleiten die Jäger die Aktion durch ein intensives Monitoring. „Das ist eine große Sache, die da gelaufen ist“, erklärte Wolfgang Morlang. Der Kreisjagdverbandsvorsitzende lobte vor allem die wissenschaftliche Unterstützung von Dr. Iris Biebach und bedankte sich auch bei Franz Steger von der Unteren Naturschutzbehörde. Nach den Reden und Preisübergaben servierte das Geretsrieder Catering-Unternehmen Schmid-Bäck‘ Gulasch, Semmelknödel, Spätzle, Salate und Bienenstich.

Fotos: Peter Herrmann

 


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