Geschäftskontakte Oberland
Geschäftskontakte Oberland
Effiziente Fachkräftegewinnung
Von Peter Herrmann
Bad Tölz, 2.12.2024 - Aufgrund des demografischen Wandels gehen immer mehr Fachkräfte in Rente. Daher stehen Unternehmen vor der Herausforderung, die entstandenen Lücken zu schließen und motivierten Azubi-Nachwuchs zu gewinnen. Gründe genug für die Initiative Geschäftkontakte Oberland GO Business, im Rahmen des 219. Netzwerktreffens zu sechs Impulsvorträgen von Expert*innen einzuladen.
Umfangsreiche Fortbildungsmaßnahmen des Arbeitsamtes
Trotz einer Arbeitslosenquote von rund 2,3 Prozent im Landkreis, fehlen den dort ansässigen Unternehmen derzeit rund 5500 Arbeitskräfte. Im Berichtsjahr 2023/2024 kamen auf eine Berufsausbildungsstelle im Landkreis nur knapp 0,5 Bewerber. „In vielen Branchen gibt es große Nachwuchssorgen", stellte Udo Kohnen fest. Der Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Bad Tölz und Wolfratshausen empfahl daher geförderte Fortbildungsmaßnahmen, die für Arbeitgeber und -nehmer gleichermaßen eine Win-Win-Situation darstellen. So lassen sich auch Talente in den eigenen Reihen durch eine Externenprüfung abschlussorientiert qualifiziern. Dass es sich auch lohnen kann, einen Azubi im forgeschrittenen Alter zwischen 50 und 60 Jahren anzuheuern, bestätigte Claudia Harrasser.
Die Projekt-und Standortleiterin Frau und Beruf Bad Tölz entwickelte das ESF-geförderte Projekt „INA PLUS. Fit für die Arbeitswelt von heute und morgen“. Es richtet sich an langjährig berufserfahrene Arbeitslose und unterstützt sie bei der Entwicklung von Jobperspektiven, qualifiziert zu aktuellen Themen des Arbeitsmarktes und begleitet sie individuell auf dem Weg in eine Beschäftigung. „Das war schön und bereichernd für alle Teilnehmer", berichtete sie von jüngsten Erfolgen. Unter den jeweils fünf Frauen und Männern waren ein Key-Account-Manager, eine Modefachverkäuferin,ein IT-Experte und eine Büroangestellte. Die Alterspanne reichte von 54 bis zu 66 Jahren. Das Jobcenter gewährt einen Arbeitsentgeltzuschuss und fördert spezielle Qualfizierungen. Für die nächsten Coachings sucht Harrasser nun noch weitere Dozenten.
IHK setzt verschiedene Hebel an
Ebenso wie Udo Kohnen stellte auch Andreas Korn, Geschäftsstellenleiter der IHK Weilheim, ein gehemmtes Wirtschaftswachstum in Bayern fest. „Weiterbildung kann ein großer Hebel sein, um den Fachkräftebedarf der Wirtschaft zu decken", ist sich Korn sicher. Ob sich Forderungen wie eine Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 69 Jahre wirklich durchsetzen lassen, bleibt aber ungewiss. „Die IHK unterstützt berufliche Weiterbildung und bietet Stipendien an", versprach Korn. Auf der Leinwand zugeschaltet, meldete sich Lukas Stylianou zu Wort. Er leitet die Taskforce Fachkräftesicherung FKS+ in Niederbayern. Die im Oktober 2018 von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und der Bayerischen Staatsregierung gegründete Initiative unterstützt Unternehmen zielgerichtet und kostenfrei bei der Fachkräftesicherung.
„Ein viel versprechender Erfolg war die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, die mit unserer Hilfe neues Personal gewinnen konnte", berichtete Stylianou. Das Angebot „KI-Power für Frauen 45+“ stellte Doris Schuppe vor. Sie fördert Bewerberinnen, die sich beruflich neu orientieren oder nach einer Pause wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Abschließend warben Tanja Rudolph und Sabine Richter für mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt. Die beiden Inhaberinnen des inklusiven Cafés Miteinand in Tölz und Geschäftsführerinnen von SichtBar im Oberland gGmbH wissen als Mütter von Kindern mit Beeinträchtigungen aus eigener Erfahrung, dass es auch bei Unternehmen immer noch zu viele Vorbehalte gibt. Dabei kann es sich durchaus lohnen, behinderten Bewerbern eine Chance zu geben - zumal sie sich oft besonders ehrgeizig und motiviert zeigen. Am Häppchen-Buffet, das wie immer das Wirtschaftsforum Oberland gestiftet hatte, bot sich für die Netzwerker dann abschließend noch die Gelegenheit für persönliche Fragestellungen an die Referenten.


