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Modedesignerin Julia Leyendecker im Porträt

Ein Heinzelstück für Dich

Von Andrea Weber

Münsing, 3.8.2021 – Im Rückgebäude eines ländlichen Anwesens in Münsing arbeitet die Modedesignerin Julia Leyendecker. Ihr Label heißt „Heinzelstück“. Julia Leyendecker lässt „die Röcke wehen“, wie es auf ihrer Homepage zu lesen steht. Die heute 35-Jährige entwirft hochwertig verarbeitete Tracht in seiner ganzen Schlichtheit und legt den Fokus auf perfekten Schnitt, besondere Stoffe und feinste Verarbeitung.

Die gebürtige Augsburgerin lebt seit fünf Jahren mit Mann und den beiden Kindern Sohn Jonathan (5 Jahre) und Tochter Marla (2 Jahre) in Münsing. Sie hat sich für die Familie und ihre Liebe zum beschaulichen Landleben entschieden, nach einer schillernden Zeit in der Pariser und Münchner Modebranche.

An ihrem großen Tisch hängt ein leicht vergilbtes Foto von der Großmutter in jungen Jahren. Sie war ebenfalls eine gute Schneiderin. Sie spielt die Schlüsselrolle in Julia Leyendeckers beruflichen Werdegang. Die junge Frau erinnert sich: „Wenn ich bei ihr war, spielten wir nicht, sondern nähten gemeinsam.“ So entstand die Liebe zu Nadel und Faden und die Faszination für Stoffe. Doch Julia Leyendecker wollte mehr lernen, als nur Hosen zu kürzen und Knopflöcher zu stechen. Es war die Faszination für die gehobene Schneiderei der Haute Couture, die sie beruflich vorantrieb. Leyendecker lernte Damenschneiderin beim Stadttheater Augsburg, und „schnupperte in die Welt der Kunst“. Anschließend ging sie auf die Münchner Meisterschule für Mode und war mit 21 Jahren eine der jüngsten Schneidermeisterinnen.

"Die Modewelt ist hart."

2009 bekam sie die Chance ein Praktikum bei einem Modelabel in Paris zu machen. Dabei stellte sie fest: „Diese verrückte Metropole halte ich dauerhaft nicht aus“. Sie kehrte zurück nach München und bekam einen Job als Design-Assistentin beim Highfashion Modelabel „Talbot Runhof“. „Die Modewelt ist hart. Da geht es nahtlos von einer Kollektion zur nächsten. Du arbeitest Tag und Nacht“, erinnert sie sich. Sie entschied sich für die Selbstständigkeit und entwarf in ihrem Münchner Atelier Brautmode. „Ich ließ die Frauen ganz sie selbst sein.“

Leyendecker liebt die Tradition. Im kleinen Design-Atelier, im Rückgebäude des Münsinger Landhauses, entwirft sie heute Dirndl, Trachtenblusen und Accessoire in kleinen Auflagen.Aus feinem Leinen, in sanften Farben, ohne Pomp und Chi-Chi, dafür von schlichter Schönheit. Sie verwendet teils alte japanische Druckmotive, die überraschend gut zum Trachten-Look passen. Julia Leyendecker hat kurz vor dem Lockdown ihre erste Collection unter dem Label „Heinzelstück“ entworfen und produzieren lassen. Die Auftragslage ist nun eingebrochen. Aber die junge Modedesignerin verzagt nicht: Es wird ganz sicher wieder Feste und Feiern geben.“

Weitere Informationen unter www.heinzelstueck.de , Instagram: heinzelstueck

Fotos: Andrea Weber

 


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