Nachruf zu Abt Odilo Lechner - Benediktiner Abtei Sankt Bonifaz in München und Andechs
Ein Förderer der Carl-Orff-Festspiele in Andechs
München/Andechs - Abt Odilo, mit bürgerlichen Namen Hans Helmut Lechner, ist am 3. November im Alter von 87 Jahren gestorben. Abt Odilo hat über 60 Jahre der klösterlichen Gemeinschaft von Sankt Bonifaz in München und Andechs gedient und in vielfältiger Weise Verantwortung übernommen. Fast vier Jahrzehnte hat er als Abt das Kloster geleitet und die Gemeinschaft durch äußeren Wiederaufbau und innere Neuausrichtung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils entscheidend mit geprägt. Abt Odilo hatte eine tiefe Verbundenheit zu Kloster Andechs. Er ließ den Florian-Stadl in ein Konzerthaus umbauen.
Weit gespannt war sein großes Engagement im Kloster, im Kongregation und in der Erzdiözese München und Freising. Dabei ist Abt Odilo immer Seelsorger geblieben, der für viele - auch durch sein umfangreiches literarisches Schaffen – zum Begleiter, Ratgeber und Mut-Macher wurde.
Ein Rückblick auf sein Leben
Geboren wurde Hans Helmut Lechner als einziges Kind am 25. Januar 1931 in München-Bogenhausen. Er besuchte die Gebele-Volksschule und das Wilhelmsgymnasium in München. Mit der benediktinischen Welt kommt er erstmals 1946 intensiver in Berührung, als er auf das Gymnasium der Benediktinerabtei Metten wechselte, wo er 1949 sein Abitur ablegte. Ab 1949 studierte Hans Helmut Lechner zunächst Philosophie und Theologie an den Universitäten München, Innsbruck und Würzburg. In Innsbruck erwirbt er 1952 das Lizentiat in Philosophie.
Im gleichen Jahr trat er in die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München ein, legte am 7. November 1953 die zeitliche Profess ab und erhielt von Abt Hugo Lang den Ordensnamen Odilo. Am 23. Dezember 1956 wird Frater Odilo Lechner durch den Münchner Erzbischof Joseph Kardinal Wendel zum Priester geweiht. Als Kaplan und Katechet war er in den kommenden Jahren in der von den Benediktinern betreuten Pfarrei Sankt Bonifaz in der Münchner Maxvorstadt tätig.
Wissenschaftler und Seelsorger
1963 promovierte Pater Odilo mit einer Arbeit über „Idee und Zeit in der Metaphysik Augustins“ zum Doktor der Philosophie. Er wirkte seelsorgerisch am Kolleg Sankt Benedikt in Salzburg, dem Studienhaus der deutschsprachigen Benediktiner in Salzburg. Mit 33 Jahren wurde er als einer der Jüngsten aus seinen Reihen zum 7. Abt von Sankt Bonifaz gewählt.
Eine der ersten und größten Herausforderungen seiner Amtszeit war zunächst der äußere Wiederaufbau von Sankt Bonifaz, denn das Kloster und auch die Basilika glichen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges einem einzigen Ruinen- und Trümmerfeld. In den 1990er Jahren förderte er das Engagement seiner Mitbrüder, die sich um Menschen ohne Obdach in München kümmerten.
Tiefe Verbundenheit mit Andechs
Auch im Kloster Andechs war er als Abt zu Gast. Den Sommer verbrachte er regelmäßig auf dem Heiligen Berg. Abt Odilo gründete im Kloster Andechs die Jugendwochen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass in den 1990iger Jahren die Idee entstand, ein Weißbier in Andechs zu brauen. 1981 lernt er Carl Orff in dessen letzten Lebensmonaten kennen und ermöglichte schließlich, dass Orff nach seinem Tod 1982 in der Schmerzhaften Kapelle der Andechser Wallfahrtskirche beigesetzt wird.
Mitte der 1980er Jahre unterstützte Abt Odilo die Gründung des Freundeskreises Kloster Andechs, der seither mit seinen vielfältigen kulturellen Angeboten aus Andechs nicht mehr wegzudenken ist. Um Orff´s musikalisches Erbe lebendig zu halten, ließ Abt Odilo den Florian-Stadl Ende der 1990er Jahre zu einem Konzerthaus umbauen. Er förderte die zwischen 1998 und 2015 jährlich stattfindenden Carl Orff-Festspiele Andechs und übernahm ab 2004 den Vorsitz im Förderverein Orff in Andechs.
Ehrungen und Auszeichnungen
Viele Auszeichnungen hat Abt Odilo im Laufe seines Lebens erhalten: den Bayerischen Verdienstorden (1975), die Medaille "In Honorem Fautoris" in Gold der Münchner Volkshochschule (1984), das Bundesverdienstkreuz (1989) und den Poetentaler (1995). Im November 2003 erhielt er die Ehrenpromotion der Katholisch Theologischen Fakultät der Ludwigs-Maximilians-Universität München zum Doktor der Theologie. 2005 wurde er mit der Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste um Umwelt und Gesundheit geehrt.
Foto: Benediktinerabtei Sankt Bonifaz