Das Magazin für das Bayerische Oberland

Serie: Von Bad Bayersoien nach Venedig

Mit dem Fahrrad auf den Spuren alter Handelsstraßen

Bad Bayersoien, 11.8.2013 - Von der Ammer bis an die Adria soll es gehen. Mit dem Fahrrad vom kleinen Bad Bayersoien im Bayerischen Oberland bis nach Venedig. „Team Scharf“ nennen sich die beiden Radler Daniel Haser und Stefanie Beyer aus Bad Bayersoien. Nach ihrer Teilnahme bei der Charity Rallye „7500 Kilometer durch sieben Länder von Dresden bis Banjul“ (wir berichteten, mehr…) radeln sie diesmal auf alten Handelsstraßen über die Alpen und informieren hier auf Oberland.de aktuell von ihrer Reise.

Was ist ein Rottfuhrrecht?

Diesmal verbinden die zwei ihre Reise mit geschichtlichen Recherchen. Auf ihrem Weg nach Venedig wollen sie, so gut es geht, an alten Handelswegen entlang. Inspiriert zu ihrer Reise wurden sie durch ein Denkmal im Dorfzentrum ihres Wohn- und Heimatortes Bad Bayersoien, das an das mittelalterliche Rottfuhrrecht erinnert. Was ist ein Rottfuhrrecht? Waren die Römer in Bayersoien? Wo fuhren die mittelalterlichen Händler, unterwegs nach Venedig, entlang? Diesen Fragen wollen sie auf ihrer Reise nachgehen.

Waren die Römer in Bayersoien?

Daniel und Stefanie machten sich auf die Suche nach Antworten. Weil die beiden bei ihren Recherchen unterschiedliche Informationen fanden, befragten sie Fachkundige wie Karl-Heinz Stoll (Museum in Bad Bayersoien). Sie erfuhren, dass die Rottstraße im Ammergau zwischen Schongau und Oberau lediglich eine Querverbindung zwischen den römisch geprägten Großhandelstrassen der „Via Claudia Augusta“ im Westen und der „Via Raetia“ im Osten war. Die Römer waren zwar sowohl im Straßenbau als auch in der Schlacht begabt, doch die schwierige Landschaft vom Ettaler Berg bis hin zu den Ammerschluchten war bis  zum Mittelalter kaum passierbar.

Im Mittelalter entstanden dann Fuhrmannsgemeinschaften, die im wechselseitigen Austausch Handelsgüter entlang den Rott- bzw. Fuhrstraßen transportierten. Auch einige römische Trassen wurden von den Fuhrleuten genutzt. Durch Bad Bayersoien führte jedoch nur eine gewöhnliche Straße, die erst nach 1268, als Schongau unter die Herrschaft der bayerischen Herzöge aus dem Hause Wittelsbach kam, an Bedeutung für den Gütertransport gewann. Obwohl das moorige Ammertal die Distanz zwischen Augsburg und Venedig verkürzte, so lohnten die Strapazen und Wegzölle kaum: Rottwagen zahlten jeweils einen, leichte Landwägen je Roß vier Kreuzer Wegezoll. Venedig verlor ca. 200 Jahre nach Erschließung des Ammertals durch die Weltumsegler Kolumbus und Vasco da Gama seine dominante Stellung im europäischen Handel. So verlor auch das Ammertal an Bedeutung und wurde erst zu Beginn des letzten Jahrhunderts für jedermann passierbar gemacht.

Auf den Spuren der „Via Raetia“

Team Scharfs nächster Routenpunkt ist Partenkirchen. Dieser Name geht auf die römischen Straßenstation Partanum zurück. Ab hier werden Daniel und Stefanie  auf den Spuren der „Via Raetia“ radeln - über Mittenwald, Zirl, Wilten, Sterzing bis Bozen. Ab Bozen führten beide große Römerstrassen zusammen nach Rom, da es Venedig zu dieser Zeit noch nicht gab. Bis Verona wollen die zwei Oberländer streckengetreu fahren, danach wollen sie Richtung Venedig abbiegen um dort ihre erste Alpenpassierung mit dem Fahrrad zu feiern.

Die Wettervorhersagen sind gut, die Fahrräder bepackt, die Freude ist groß: am 10. August 2013 sind die beiden gestartet und gespannt, Geschichte zu erleben.

Team Scharf dankt herzlich Herrn Hochholdinger und Herrn Stoll für Informationen und Kartenmaterial.


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