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Neujahrsempfang Wirtschaftsforum Oberland 2015

Neujahrsempfang Wirtschaftsforum Oberland 2015

Wirtschaftsforum Oberland Leidenschaftliche Appelle beim Neujahrsempfang Wolfratshausen, 20.1.2015 – Rund 150 Unternehmer, Bürgermeister, Stadträte, Schulleiter und Verbandsvertreter folgten am Montagabend der Einladung des Wirtschaftsforums Oberland (WFO) ins Krämmel-Forum. Nachdem sich Gastgeber und Aufsichtsratsvorsitzender Reinhold Krämmel beim Neujahrsempfang besorgt über die sozialen und politischen Verwerfungen in der Weltpolitik äußerte, diskutierte Landrat Josef Niedermaier mit den Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU) und Klaus Barthel (SPD) über die möglichen Auswirkungen des geplanten transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP. Freiheit als wichtigstes Gut „Wir müssen raus aus der Komfortzone und unsere freiheitlichen Werte verteidigen“, gab sich Krämmel in seiner Begrüßungsrede kämpferisch. Mit großer Sorge verfolgt der Bauunternehmer die bewaffneten Konflikte in Syrien, der Ukraine und Afghanistan. Die Terroranschläge in Paris wertet Krämmel als Beleg dafür, dass „unsere Sicherheit und unsere Freiheit bedroht sind“. In wirtschaftlicher Hinsicht stehe Europa vor der Herausforderung, der Abwertung des Euros entgegenzuwirken. Auch die zuletzt ins Stocken geratene Energiewende dürfe nicht vernachlässigt werden. Mit einem Zitat des Schriftstellers William Sommerset Maugham verlieh Krämmel seinen Forderungen Nachdruck: „Ein Land verliert seine Freiheit, wenn es sie nicht über alles schätzt. Es verliert Wohlstand und Reichtum zugleich, wenn Wohlstand und Reichtum mehr gelten als Freiheit“. Ausbildungsplätze für Schulabgänger Gerd-Christian Angele und Horst Niegel warben danach um Unterstützung für die Tölzer Coaches und die Stiftung Arbeit für Jugend. Letztere besteht seit 17 Jahren und unterstützt Mittelschüler, deren Notendurchschnitt bei 3,5 oder darüber liegt. „Wir wollen den Mittelschülern zu einem guten Schulabschluss und damit auch zu einem Ausbildungsplatz verhelfen“, erklärte Vorsitzender Horst Niegel. Momentan gibt es in der von ihm geleiteten Stiftung etwa 40 ehrenamtliche Helfer, die den Schülern Nachhilfestunden erteilen und sie individuell coachen. „Derzeit erreichen wir eine Erfolgsquote von 80 Prozent“, so Niegel. Um ein optimales Lernumfeld zu gewährleisten, treffen sich die Schüler größtenteils in den Wohnungen der jeweiligen Betreuer. Die qualifizierte Nachhilfe, für die jährlich ein Gesamtbetrag von etwa 18.000 Euro aufgewendet wird, finanziert die Stiftung über Spenden. Ähnliche Zielsetzungen verfolgen die Tölzer Coaches. Erwachsene, die langjährig in überwiegend leitender Stellung in Wirtschaft und Gesellschaft tätig waren, engagieren sich hier für junge Menschen aus Bad Tölz, Lenggries und Umgebung. „Wir unterstützen sie beim Erwerb eines berufsqualifizierenden Schulabschlusses und beim Eintritt ins Berufsleben“, so Gerd-Christian Angele. Die positive Resonanz der Unternehmen auf diese Initiativen war auch beim WFO-Neujahrsempfang zu spüren. „Investieren Sie in junge Leute. Es lohnt sich!“, appellierte Niegel. Kontroverse Podiumsdiskussion zu TTIP Die Risiken und Chancen des geplanten Transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP bestimmten eine von Landrat Josef Niedermaier moderierte Podiumsdiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU) und Klaus Barthel (SPD) sowie dem WFO-Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Krämmel. Radwan kann die Ängste kleiner Mittelstandsbetriebe zwar nachvollziehen, versuchte sie aber zu entkräften. „Es geht auch darum, dass einheimische mittelständische Betriebe auf internationaler Ebene mitspielen können. Außerdem haben wir die Chance, unsere Qualitätsstandards zu internationalisieren“, glaubt Radwan. Reinhold Krämmel outete sich ebenfalls als TTIP-Befürworter. „Wenn wir hier nicht mitmachen, zieht die Karawane weiter und wir werden abgehängt“, fürchtet Krämmel. Ohnehin sei es ihm lieber, wenn die USA mit Europa als mit Asien zusammenarbeite. Einzig Klaus Barthel bewertet das Abkommen als Risiko. „Kleine Betriebe würden noch mehr unter Wettbewerbsdruck geraten, während sich Großkonzerne staatlichen Regeln auf internationaler Ebene entziehen. Eine einfache Liberalisierungsphilosophie wird diesem Problem nicht gerecht“, kritisierte der SPD-Bundestagsabgeordnete. Mit einem erlesenen Buffet des Geretsrieder Catering-Unternehmens Schmid-Bäck’ und angeregten Gesprächen klang der Abend im Krämmel-Forum aus.

Floßfahrt von Wolfratshausen nach München

Floßfahrt von Wolfratshausen nach München

Traditionelle Vergnügungs-Floßfahrt von Wolfratshausen nach München Gaudifahrt mit alter Tradition Von Andrea Weber Wolfratshausen, 7.7.2014 – Josef Seitner kann zu Recht stolz auf seine Familientradition sein. Die Seitners sind eine von drei Flößerfamilien in Wolfratshausen, die über Generationen – bis ins Jahr 1840 zurückgehend – bis heute die Zunft der Flößer betreiben. Längst sind aus den gefährlichen Gütertransporten von einst, über den Wasserweg von Wolfratshausen nach München und weiter über die Donau nach Wien, Vergnügungsfahrten mit Personenbeförderung geworden. Heute genießt diese einzigartige „Gaudi-Floßfahrt“ internationale Beliebtheit. Auf ihre mehr als 1000-jährige Stadtgeschichte, die mit dieser Zunft einhergeht, ist die Kreisstadt Wolfratshausen besonders stolz und wurde deshalb als internationale Flößerstadt anerkannt. Erste „Gaudi-Fahrt“ an einem christlichen Sonntag Josef Seitner ist ein erfahrener Floßmeister in der vierten Generation. „Den Beruf kann man nur durch jahrelange Praxis erlernen“, erklärt er. Ein Floßmeister wie er, muss viel Verantwortung für seine Fahrgäste tragen, und deshalb die Zeichen der Natur lesen können. Zum Beispiel wie sich Flussströmung verhält, wie sich das Wetter verändert. Er braucht dazu die handwerklichen Kenntnisse für den Bau eines Floßes. Und freilich kenn Josef Seitner auch die jahrhundertalte Tradition in Wolfratshausen im Detail. Die Flößertradition reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Damals wurden in erster Linie Baumaterialien wie Holz, Steine, Kalk aus dem Voralpenland nach München, Freising und Landshut transportiert, die dort für den Städtebau benötigt wurden. Der Wasserweg galt als der schnellste Transportweg. 1910 begannen die ersten Vergnügungsfahrten mit Personenbeförderung. Seitners Großvater, Sebastian Seitner, war einer der ersten Stunde, der so eine „Gaudifahrt“ an einem christlichen Sonntag für den Verein „der giftigen Isartal-Schwammerl“ organisierte. „Der Großvater erzählte, wie sie im Trachtenanzug und langen Kleidern mit der Isartal-Bahn nach Wolfratshausen fuhren und fesch herausgeputzt auf dem Floß Platz nahmen“, erinnert sich Seitner. Seinem Großvater sei es zu verdanken, dass die inzwischen weltbekannten Vergnügungsfahrten von Wolfratshausen bis München bis heute durchgeführt werden können. Denn als mit dem Bau des Walchensee-Kraftwerks zur Stromerzeugung (1924-1928) Floßfahrten für den Gütertransport keine Rolle mehr spielten und den Flößern die Fahrlizenzen entzogen werden sollten, habe er gerichtlich bewirkt, dass die Flößer die Lizenzen für Vergnügungsfahrten weiter behalten durften. Sebastian Seitner war auch maßgeblich am Bau der Mühltaler Schleuse beteiligt. „Es ist die größte Floßrutsche Europas. Auf 350 Meter Länge überwinden die Flöße 18 Meter Höhenunterschied“, erklärt der Enkel. Zünftige Flussfahrt Vom ersten Mai an, legen an den Wochenenden bis zu 14 Flöße der Wolfratshauser Flößereien Josef Seitner, die seines Cousins Franz Seitner und der Familie Angermeier von der Floßlende in der Pupplinger Au oder vom Wolfratshauser Ortsteil Weidach ab. In den Sommer-Monaten Juni und Juli kommen noch sechs bis acht weitere Floßfahrten unter der Woche dazu. Es ist ein Naturerlebnis verbunden mit bayerischer Gemütlichkeit. Bis zu 60 Passagiere passen auf die zusammengebundenen Holzblanken, zusätzlich spielt eine traditionelle Blasmusik an Board oder auf Wunsch auch Jazz- oder Dixieland-Bands. Natürlich darf bei der ganztägigen Fahrt frisches Bier und eine zünftige Brotzeit für die Passagiere nicht fehlen. „Bei uns gibt’s ois, vom Leberkäs, Weißwürscht, Obazt‘n bis zur deftigen Schweinshaxn“, sagt Seitner. Die Fahrt durch die urwüchsige Natur der Isarauen beginnt um 9 Uhr und endet gegen 15:30 in München. Gemütlich treibt das Floß den ruhigen Kanal entlang, mit Geschwindigkeit geht’s die Mühltaler Schleuse hinab. „Da wird’s zünftig“, sagt Seitner, und kurze Zeit später, am berüchtigten Georgenstein, wird‘s auch noch ernst. „Die Isar macht dort eine enge Kurve und die Flößer müssen nah am Felsen vorbei manövrieren.“ Für die Floßfahrten kann man einzelne Plätze buchen, oder als Gruppe ein ganzes Floß für sich alleine mieten. Als internationale Flößerstadt ist Wolfratshausen stolz auf seine Geschichte und zeigt dies auch im Stadtgebiet. So kann man eine Dauerausstellung dazu im Stadtmuseum besuchen oder macht einen Spaziergang in der frischen Luft auf dem Loisachuferweg von der Johannisbrücke bis zum Kastenmühlwehr. Dort ist auf Schautafeln die Stadtgeschichte mit Flößerei beschrieben. Tradition und Brauchtum lebt – ganz wenn alle drei Jahre bei Einbruch der Dämmerung die Loisach zu leuchten beginnt. Am Namenstag des Brückenheiligen und Schutzpatrons der Flößer, Johannes Nepomuk, feiert die Stadt die traditionelle Johannisfloßprozession auf der Loisach. Mehr… http://www.oberland.de/Johannisfloss-Prozession-in-Wo.1032.0.html Und noch ein Tipp: Mit dem Fahrrad entlang der Loisach gibt es noch mehr über die Flößertradition zu erfahren. Mehr dazu lesen Sie in der „Radlzeitreise ins Loisachtal“. Mehr … http://www.oberland.de/Gabriele-Rueth-Entlang-der-L.1026.0.html Informationen der Flößereien: Josef Seitner unter http://www.flossfahrt.de Franz Seitner unter http://www.flossfahren.de Flößerei Angermeier http://www.isarflossfahrten.de

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